In dem Alltag als Therapeut*in kommen Probleme im Bereich der Halswirbelsäule fast genauso häufig vor wie im Pferderücken. Denn Dein Pferd kompensiert gerade über die Halswirbelsäule Problematiken in anderen Bereichen seines Körpers. Doch es kann auch schnell Verspannungen beim Pferd geben. Was Verspannungen und Bewegungseinschränkungen – insbesondere der Halswirbelsäule – beim Pferd bedeuten, was die Ursachen sind und wie Du sie behandeln und lösen kannst, erfährst Du in diesem Artikel.
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Wichtig für das Gleichgewicht – die Halswirbelsäule des Pferdes
Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Abschnitt der gesamten Wirbelsäule des Pferdes und dies macht sie besonders anfällig für Verspannungen und Bewegungseinschränkungen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil und Dreh- und Angelpunkt, wenn es um Balance und Gleichgewicht geht, da Pferde den Hals als Balancierstange nutzen. Wenn Du Dir Dein Pferd einmal im Schritt in der freien Bewegung anschaust, kannst Du eine Nickbewegung des Kopfes und des Halses erkennen. Durch das Absenken des Halses verlagert Dein Pferd seinen Schwerpunkt nach vorne und nimmt Last von der Hinterhand. Außerdem dehnt diese Bewegung das Nackenband. Dieser durch die Dehnung erzeugte Zug auf das Nackenband zieht von dort aus über das Rückenband bis hin zum Kreuzbein. Also einmal komplett entlang der Oberlinie, was Deinem Pferd ermöglicht, lange Strecken im Schritt kraftsparend und effizient zurückzulegen.

Die Halswirbelsäule ist besonders anfällig für Verspannungen.
Zu dieser Nickbewegung nach oben und unten, kommt eine Pendelbewegung nach rechts und links. Wenn Dein Pferd im Schritt auf Dich zukommt, ähnelt die Bewegung einer liegenden Acht. Auch diese Bewegung dient der Effizienz, denn der Kopfpendel nach links entlastet das rechte Vorderbein und bereitet das Anheben und nach vorne führen dieses Beines vor. So wird durch die Bewegung des Kopfes und des Halses nach links der rechte Oberarm-Kopf-Muskel (oft auch Vorhandvorführer genannt) leicht vorgedehnt, um so das Vorderbein viel leichter und kraftsparender als normal, nach vorne zu bewegen.
Eine nicht symmetrische Acht oder eine eingeschränkte Nickbewegung, kann auch auf eine Problematik mit der Gesundheit Deines Pferdes hinweisen. Deshalb schaue ich mir vor meinen Behandlungen die Pferde auch im Schritt von allen Seiten und ebenfalls auch von vorne an.
Verspannungen beim Pferd erkennen
Wie kannst Du bei Deinem Pferd Verspannungen und Bewegungseinschränkungen erkennen? Zum einen kannst Du Dir von Deinem Therapeuten/Deiner Therapeutin genau erklären lassen, wo die „Problemzonen“ Deines Pferdes liegen und was du tun kannst. Zum anderen kannst Du aber auch im Alltag darauf achten, ob Dein Pferd Dir Verspannungen und Schmerzpunkte anzeigt. Dies können z. B. schmerzempfindliche Stellen beim Putzen sein oder Auffälligkeiten an der Longe. Achte beim Longieren einmal darauf, ob es Deinem Pferd auf einer Hand leichter fällt als auf der anderen oder es sich auf einer Hand z. B. nach außen stellt. Beim Reiten könnte Dir als Reiter:in auffallen, dass sich Dein Pferd zu einer Seite besser stellen und biegen lässt, als zur Anderen. Um dies abzuklären, bitte hierfür Deinen Therapeuten/Deine Therapeutin um einen Termin.
Verspannungen und Bewegungseinschränkungen beim Pferd – Mögliche Ursachen
Die Gründe und Ursachen hierfür können sehr vielseitig und auch unterschiedlich sein. Ein schief sitzender Reiter, Probleme im Rücken oder ein abgetretenes Eisen, all dies wird über die Halswirbelsäule ausgeglichen, um den Körper auch weiterhin gerade und in Balance zu halten. So ist es zum Beispiel auch möglich, dass Du selbst als Reiter:in durch Unwissenheit oder durch falsches Reiten den Körper Deines Pferdes beeinträchtigst. Aber auch ein schlechtsitzender Sattel, zu langes Reiten bzw. zu hohe Belastung im Training, eine einseitig starke Reiterhand oder auch eine nicht passende Haltungsform, können zu Verspannungen und Bewegungseinschränkungen in der Halswirbelsäule führen. Je jünger oder untrainierter Dein Pferd ist, desto mehr braucht es die Möglichkeit, sich über den Hals auszubalancieren. Ansonsten sind Probleme, wie z.B. Verspannungen vorprogrammiert.
Verspannungen beim Pferd behandeln – das kannst Du tun!
Die Behandlung von Verspannungen beim Pferd ist von entscheidender Bedeutung, um sowohl das Wohlbefinden als auch die Leistungsfähigkeit des Tieres zu erhalten. Ein wichtiger Schritt in der Behandlung von Verspannungen ist die genaue Diagnose, um die Ursache zu ermitteln. Dies kann in enger Zusammenarbeit mit einem Tierarzt oder einem spezialisierten Pferdephysiotherapeuten erfolgen. Die Therapieansätze reichen von gezieltem Muskeltraining und physiotherapeutischen Maßnahmen bis hin zur Anpassung von Ausrüstung und Trainingstechniken. Eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit des Pferdes berücksichtigt, ist dabei von großer Bedeutung. Nur so kann das Pferd in seiner Gesamtheit unterstützt und Verspannungen effektiv behandelt werden.
Ebenso helfen bei leichten Verspannungen auch Massagen oder Streichbewegungen der betroffenen Muskelpartie. Hierzu kannst Du unter anderem Massagegeräte für Tiere in Anspruch nehmen. Besprich am besten mit Deinem Tierarzt, welche individuellen Maßnahmen helfen können.

Bei leichten Verspannungen können sanfte Massagen und Streicheinheiten helfen.
Was passiert, wenn Verspannungen und Bewegungseinschränkungen nicht behandelt werden?
Bestehen bei Deinem Pferd über längere Zeit Probleme, wie z.B. Verspannungen, kann das neben einem dauerhaft anhaltenden Schmerz auch noch andere negative Folgen für die Gesundheit haben. So werden Muskeln, die verhärtet sind, oft nicht mehr ausreichend durchblutet. Durch diese Unterversorgung der Muskulatur fehlt es auch an Sauerstoff und Nährstoffen, welche die Zellen aber dringend benötigen. Dies kann zu einer Unterversorgung der Zellen und folgend in extremen Fällen sogar zu Schäden an Knochen und Gelenken führen, wenn Du Dein Pferd weiterhin belastest und trainierst. So kann eine Verspannung bzw. Verhärtung der Muskulatur durchaus auch Ursache für spätere Arthrosen sein.
Verspannungen bei Pferden vorbeugen
Verspannungen können vermieden werden, indem man auf eine umsichtige und ganzheitliche Pferdepflege setzt. Dazu gehören regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, um eventuelle Gesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ein ausgewogenes und angepasstes Training, das die individuellen Bedürfnisse des Pferdes berücksichtigt, ist ebenfalls entscheidend. Dazu gehört die Wahl geeigneter Trainingsmethoden, -intensitäten und -zeiten. Die richtige Ausrüstung, angefangen bei Sattel und Zaumzeug bis hin zu Hufbeschlag, sollte optimal angepasst sein, um Druckstellen und Verspannungen zu vermeiden. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Weidegang sowie regelmäßige Lockerungsübungen sind weitere wichtige Maßnahmen, um das Pferd fit und entspannt zu halten. Die Aufmerksamkeit des Reiters oder Betreuers, um auf die Signale des Pferdes zu achten und gegebenenfalls Pausen oder Abwechslung im Training einzubauen, trägt ebenfalls dazu bei, Verspannungen vorzubeugen.