Home PferdewissenGesundheit Ödeme beim Pferd – wenn die Beine plötzlich dick sind!

Ödeme beim Pferd – wenn die Beine plötzlich dick sind!

von Michelle Breitenfeld
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Lymphödeme sind nicht nur unangenehm, sondern können unbehandelt schmerzhaft enden. Bei Stauungen im Lymphsystem durch mangelnde Bewegung oder Bakterien, können Schwellungen entstehen. Diese bezeichnet man als Ödeme beim Pferd. 

Was tun bei Ödem beim Pferd?

Bewegung ist das A und O bei einem Lymphödem. Akute und chronische Lymphödeme sollten immer einem Tierarzt vorgestellt werden.

Ödeme beim Pferd – Definition

Unter einem Lymphödem versteht man eine Flüssigkeitsansammlung im Raum zwischen den Zellen, der sogenannten extrazellulären Matrix. Zugrunde liegen ein schwaches Lymphsystem und schwache oder schlecht funktionierende Nieren. Flüssigkeit kann durch das Lymphgefäßsystem nicht mehr richtig abtransportiert werden, wodurch Fluidansammlungen und somit Schwellungen entstehen. Die Beine des Pferdes sind am häufigsten von den Schwellungen betroffen, da die Schwerkraft für ein Absinken der Flüssigkeit verantwortlich ist. Bekannt ist dies als „Strümpfe“ oder „gefüllte Beine“. Das Ödem ist jedoch nur als ein Symptom und nicht als eine Diagnose zu sehen. Es gibt verschiedene Ursachen, die den Flüssigkeitsansammlungen zugrunde liegen können. 

Unterschiedliche Arten von Ödemen beim Pferd

Ödeme beim Pferd können verschiedene Ursachen und Erscheinungsformen haben. Die Unterscheidung zwischen den einzelnen Arten ist wichtig, um gezielt behandeln zu können.

Generell unterscheidet man zwischen lokalisierten Ödemen, die sich auf eine bestimmte Körperstelle beschränken, und generalisierten Ödemen, die größere Bereiche oder den gesamten Körper betreffen. Lokalisierte Ödeme treten häufig nach Verletzungen, Insektenstichen oder lokalen Entzündungen auf. Generalisierte Ödeme hingegen können durch systemische Erkrankungen wie Herz-, Leber- oder Nierenprobleme verursacht werden.

Eine besondere Form ist das maligne Ödem, eine bakterielle Infektion, die durch Clostridien ausgelöst wird und zu einer rasch fortschreitenden Schwellung und schweren systemischen Symptomen führt. Diese Art von Ödem erfordert eine sofortige tierärztliche Behandlung, da sie oft lebensbedrohlich verläuft.

Auch Lymphödeme, die durch eine gestörte Lymphzirkulation entstehen, sind bei Pferden nicht selten und können sowohl akut als auch chronisch auftreten.

Kann man einem Lymphödem vorbeugen?

Ja, eine Vorbeugung ist möglich. Es sollten viele kleine Portionen Raufutter gefüttert werden und regelmäßiger Weidegang erfolgen.

Ursachen von Ödemen beim Pferd

Ödeme werden beim Pferd meist durch mangelnde Bewegung ausgelöst. Der Körperbau des Pferdes ist so gewählt, dass es in der Natur lange Strecken im Schritt zurücklegen kann. Bis zu 60 km geht das Pferd dabei gemächlich vor sich hin, immer auf der Suche nach Futter. Dieser Bewegungsablauf ist ideal für das Lymph- und Blutsystem des Pferdes. Die regelmäßige Kontraktion der Muskulatur unterstützt beide Systeme in ihrer Pump- und Drainageleistung. Hauspferde, wie sie heute gehalten werden, stehen häufig die meiste Zeit des Tages über in der Box und haben nur begrenzten Weidegang. Dies kann zu einem Ungleichgewicht im Flüssigkeitshaushalt führen. Die Lymphe wird nicht mehr so effizient bewegt und es können sich Fluidansammlungen bilden. 

Weitere Ursachen für Ödeme können auch falsche Ernährung und ein Mineralmangel sein. Silicium, wie auch Vitamin C, sind sehr wichtig für ein straffes Bindegewebe. Das Bindegewebe spielt eine zentrale Rolle für die Beweglichkeit und die Elastizität der Organe und Gefäßsysteme. Liegt ein Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralien vor, kann schließlich auch das Lymphsystem darunter leiden. In der extrazellulären Matrix kann sich so Flüssigkeit ansammeln und es entstehen Schwellungen. 

Auch eine genetische Prädisposition für Ödembildung kann vorliegen. Manche Tiere besitzen von Natur aus wenige Lymphkollektoren, wodurch der Lymphabtransport eingeschränkt sein kann. Das Lymphsystem des Pferdes besitzt vielerlei Schnittstellen, an denen sich im weiteren Verlauf Staus bilden können. 

Wie erkenne ich ein Lymphödem beim Pferd?

Lymphödeme sind vor allem an angeschwollenen Gliedmaßen erkennbar.

ödeme pferd tierarzt

Bewegung ist das A und O bei einem Lymphödem. Akute und chronische Lymphödeme sollten immer einem Tierarzt vorgestellt werden.

Symptome und Stadien des Ödems beim Pferd

Es werden verschiedene Stadien von Ödemen unterschieden. Jedes Stadium bringt verschiedene Symptome mit sich. Es wird zwischen dem akuten und chronischen Stadium unterscheiden, sowie das vorangehende Frühstadium. Im schlimmsten Fall kann ein chronisches Lymphödem in eine Elephantiasis übergehen. 

Im Frühstadium eines Lymphödems zeigen sich meist angelaufenen Beine und leichte Schwellungen machen sich bemerkbar. Das Frühstadium kann gut therapiert werden und ist für den aufmerksamen Reiter erkennbar, was eine frühzeitige Behandlung möglich macht. 

Unter einer Phlegmone versteht man ein akut auftretendes Lymphödem, das auch als Einschuss bezeichnet wird und plötzlich auftritt. Die akute Form des Lymphödems wird durch Bakterien ausgelöst, die in die Subkutis eindringen und dort ihr Unwesen treiben. Das Unterhautbindegewebe entzündet sich und es kommt zu Schmerzen und Schwellungen. Bakterien können schon durch kleinste Verletzungen wie Schürfungen oder Mückenstiche eindringen. Die Wunden schließen sich meist schnell wieder und durch den Lufteinschluss vermehren sich die Bakterien noch besser. Begleiterscheinungen bei einer Phlegmone können Fieber, Schmerzen und verminderter Appetit sein. Es sollte auf jeden Fall ein Tierarzt zugezogen werden, damit sich kein chronisches Lymphödem entwickelt. 

Ein chronisches Lymphödem kann die Folge einer nicht behandelten akuten Phlegmone oder regelmäßig erfolgenden Einschüssen sein, die falsch oder gar nicht therapiert werden. Auch unbehandelte Stauungsödeme im venösen System können ursächlich sein. Chronische Lymphödeme treten häufiger an den hinteren Gliedmaßen auf und sollten umgehend behandelt werden. Begleiterscheinungen sind Abgeschlagenheit des Pferdes, Appetitlosigkeit, Verlust der Hautelastizität, schlechte Wundheilung und Fieber

Diagnose von Ödemen beim Pferd

Die Diagnose eines Ödems beim Pferd erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch den Tierarzt, da den Schwellungen viele verschiedene Ursachen zugrunde liegen können.

Die Anamnese ist ein wichtiger erster Schritt: Der Tierarzt wird Fragen zur Vorgeschichte, den Lebensumständen, der Fütterung und möglichen Verletzungen stellen. Anschließend erfolgt eine physische Untersuchung, bei der die Größe, Konsistenz und Lokalisation des Ödems beurteilt werden. Tests wie das Drücken auf das Ödem, um ein typisches “Eindrücken” (sogenannter Delleffekt) zu prüfen, können ebenfalls hilfreich sein.

Je nach Verdacht können ergänzende diagnostische Verfahren wie Bluttests zur Überprüfung der Organfunktion, Ultraschall zur Bildgebung des geschwollenen Gewebes oder sogar Biopsien zur Untersuchung der Zellstruktur notwendig sein. Diese Methoden helfen, die Ursache einzugrenzen und gezielte Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.

Prognose bei Ödemen beim Pferd

Die Prognose bei Ödemen hängt stark von der Ursache und der Schnelligkeit der Behandlung ab.

Lokalisierte Ödeme infolge von Verletzungen oder Insektenstichen haben oft eine gute Prognose, da sie meist schnell abklingen, wenn die Ursache behoben wird. Generalisierte Ödeme, die durch systemische Erkrankungen wie Herzinsuffizienz verursacht werden, sind hingegen oft langwieriger und erfordern eine umfassendere Behandlung. Bei Lymphödemen kann die Prognose variieren, insbesondere bei chronischen Verlaufsformen, die schwer zu behandeln sind.

Ein malignes Ödem hat ohne frühzeitige Behandlung eine eher schlechte Prognose, da die bakterielle Infektion schnell zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Mit einer raschen Intervention durch den Tierarzt können jedoch viele betroffene Pferde erfolgreich behandelt werden.

Malignes Ödem beim Pferd – Ursachen und Besonderheiten

Das maligne Ödem ist eine schwerwiegende bakterielle Infektion, die durch Clostridien verursacht wird und eine akute, lebensbedrohliche Schwellung des Gewebes hervorruft.

Die Infektion entsteht häufig durch Verletzungen, Injektionsstellen oder auch Geburtsverletzungen, die ein Eindringen der Bakterien ermöglichen. Typische Symptome sind plötzlich auftretende, warme und schmerzhafte Schwellungen, begleitet von Fieber, Apathie und rasantem Fortschreiten des Zustands. Ohne schnellstmögliche Behandlung kann es zu schwerer Toxämie und Kreislaufversagen kommen.

Tierarzt hält Pferdebein fest

Die Prognose bei Ödemen hängt stark von der Ursache und der Schnelligkeit der Behandlung ab.

Die Behandlung umfasst die sofortige Verabreichung von Antibiotika, chirurgische Maßnahmen zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe und intensive Unterstützungstherapien. Ein malignes Ödem ist ein absoluter Notfall, der unverzüglich tierärztlich behandelt werden muss.

Wie kann ich mein Pferd entwässern?

Lymphdrainagen sind eine hervorragende Möglichkeit, das Lymphsystem von Stauungen zu befreien.

Ödeme beim Pferd behandeln 

Eine frühzeitige Erkennung ist für die Behandlung der Lymphödeme unbedingt notwendig. Reiter sollten daher stets aufmerksam die Beine des Pferdes prüfen und auf ausreichend Bewegung des Tieres achten. Die Behandlung von Phlegmone besteht aus einer manuellen Lymphdrainage, damit die Staus im Lymphsystem aufgelöst werden können und die Flüssigkeit abfließen kann. Diese Massageart wird von erfahrenen Therapeuten durchgeführt. Typisch ist das darauf folgende vermehrte Wasserlassen des Pferdes. Dadurch wird sichtbar, dass die Behandlung anschlägt und die Flüssigkeit durch die Niere verstoffwechselt wird und abfließen kann. Im weiteren Schritt erfolgt eine Kompressionstherapie. Diese verhindert ein erneutes Anschwellen der Beine nach der Drainage. 

Sind Bakterien ursächlich für die Phlegmone, so wird meist eine Antibiotikatherapie durchgeführt, in Kombination mit Versorgung möglicher Wunden. 

Das Frühstadium eines Lymphödems ist am einfachsten zu behandeln. Das Pferd sollte bewegt werden und wenig in der Box stehen. Regelmäßiger Weidegang ist unbedingt notwendig. 

Wie kann ich dem Ödem entgegenwirken?

Viel Bewegung ist wichtig, damit das Lymphsystem wieder in Schwung kommt und die Flüssigkeit abfließen kann. Außerdem kann eine Lymphdrainage erfolgen, sowie eine Futterumstellung, wenn nötig.

Hausmittel und alternative Ansätze zur Unterstützung bei Ödemen

Zur Unterstützung bei leichten Ödemen können bestimmte Hausmittel und alternative Ansätze in Absprache mit einem Tierarzt hilfreich sein.

Eine bewährte Methode ist kontrolliertes Kühlen, um Entzündungen und Schwellungen zu reduzieren. Dies kann durch Kühlpacks oder kaltes Wasser geschehen, sollte jedoch immer mit Vorsicht angewendet werden, um Erfrierungen zu vermeiden. Ebenso förderlich ist leichte Bewegung des Pferdes, insbesondere bei Stauungsödemen, da sie die Durchblutung und den Lymphfluss anregt.

Alternativ können physikalische Therapien wie Lymphdrainage oder Kompression eine unterstützende Wirkung haben. Zudem setzen einige Pferdebesitzer auf homöopathische Mittel oder Akupunktur, wobei diese Ansätze immer in Rücksprache mit einem tierärztlichen Experten durchgeführt werden sollten, um mögliche Risiken und Wechselwirkungen auszuschließen.

Wichtig ist, dass Hausmittel und alternative Methoden nie als Ersatz für eine tierärztliche Abklärung dienen dürfen, insbesondere bei schweren oder unklaren Ödemen.

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