Klare Trennlinie zwischen LPO und Wettbewerbsordnung
Mit der neuen LPO 2024 wurden einige grundlegende Änderungen vorgenommen: LPO und Wettbewerbsordnung (WBO) werden klar getrennt. Klasse E wird – mit Ausnahme der Disziplin Fahren – nur noch in der LPO geregelt. Zudem gibt es keine “offenen” und “geschlossenen” Prüfungen mehr. Auch eine Namensänderung wurde vorgenommen: Prüfungen, die sich ausschließlich an Amateurreiterinnen und -reiter richten, werden nicht mehr als “Option A”, sondern als “Amateurprüfungen” bezeichnet. Künftig können sich auch Amateure in der Klasse S*** versuchen: Ab einer Platzierung auf diesem Niveau darf der Amateurstatus abgelegt werden.
Tierwohl rückt in den Vordergrund
Eine Reihe von Änderungen in der LPO wurden hinsichtlich des Tierwohls vorgenommen. Pferdekontrollen wurden klarer definiert und unsportliches Verhalten genauer beschrieben. Insbesondere der grobe und aggressive Einsatz von Gerten, Sporen, Peitschen, Longen, Leinen und Zügeln wird als unsportliches Verhalten angesehen. Beim Springen dürfen Sporen zudem eine Länge von 4 cm nicht überschreiten und keine Zacken aufweisen.
Bleibt ein Pferd beim Springen vor dem Hindernis stehen oder läuft vorbei, wird nicht mehr von Verweigerung oder Widersetzlichkeit – sondern von Ausweichen, Unterbrechen und Stehenbleiben gesprochen. Diese Begriffe werden von nun an verwendet, da sie – im Gegensatz zu den bisherigen Bezeichnungen für dieses Verhalten – dem Pferd nicht die alleinige Schuld für den misslungenen Sprung zuschreiben. Außerdem führt bereits der zweite Abbruch während des Parcours zum Ausschluss.
Auch der Einsatz junger Pferde wird weiter eingeschränkt: Ab sofort dürfen dreijährige Pferde nicht mehr als fünfmal innerhalb eines Jahres an Turnieren teilnehmen. Für Vierjährige wurde ein Teilnahmeverbot an Dressurpferdeprüfungen der Klasse L eingeführt.
Springen: Niederlande und Österreich als Vorbilder
Die Neuerungen im Springen bieten mehr Raum für Flexibilität. Hierbei wurde sich an den Nachbarländern orientiert: Bei den beliebten Springveranstaltungen der Niederlande und Österreich sind bereits Korrekturrunden und das Starten außer Konkurrenz einfacher möglich. Letzteres ist nun generell für Reiter mit aktueller Jahresturnierlizenz möglich. Eine weitere Neuerung, die auf positive Resonanz stoßen wird: Wie im internationalen Sport wird ab nun in der Bezeichnung die Höhe in Zentimetern angegeben. Somit ist deutlicher beschrieben, was die Teilnehmer erwartet: Beispielsweise ein A* Springen mit einer Hindernishöhe von 90 oder 95 Zentimetern.
Zusätzlich ist nun eine geführte Parcoursbegehung durch einen Parcourschef, Trainer oder eine erfahrene Person erlaubt, um unerfahrenen Turnierreitern den Einstieg auf den Platz zu erleichtern.
Dressur: Gemischtes Richtverfahren
Auch in der Dressur gibt es Neuerungen: Eine Dressurreiterprüfung Klasse S wurde eingeführt. Diese ist immer auf Kandare auszuschreiben, um unter anderem die Kandarenreife eines Reiters zu überprüfen. Ebenfalls neu eingeführt wurde das gemischte Richtverfahren. Dieses ist ab 2024 auch für Dressurprüfungen der Klassen L, M und S sowie für die neue Prüfung “Dressurpferdeprüfung S” zugelassen.
Vielseitigkeit: “GVL” abgeschafft
Mit der neuen LPO wurde die “Große Vielseitigkeitsprüfung” (GVL) abgeschafft. Neu hingegen ist die Unterscheidung in L* und L**-Vielseitigkeitsprüfungen, so wie die Geländepferdeprüfung Klasse E. Durch sie sollen alle die Gelegenheit bekommen, ihre vier bis sechs jährigen Youngster an die Gelände Aufgaben heranzuführen.
Fahren: Neue “Two- in-One”-Prüfungen
Ab 2024 gibt es im Fahren die neuen “Two- in-One“-Prüfungen, die eine Dressur- mit einer Kegel-Fahrprüfung kombiniert und in den Klassen A bis M ausgeschrieben werden können. Hierbei absolviert das Gespann zunächst eine Dressur und durchfährt im Anschluss einen Kegelparcours. Eine weitere Änderung: Ab nun muss bei der Kegelfahrt-LP immer ein Helm getragen werden und die Peitsche muss nicht verpflichtend mitgeführt werden.
Voltigieren: Longieren auf Links
Die Voltigierer erwarten unter anderem die Einführung der Altersklasse “Junge Voltigierer” (U 21). Auch neu: Ab nun darf das Pferd nicht nur wie gewohnt auf der rechten Seite longiert werden, sondern auch auf der linken Seite. Außerdem ist ein 90-Sekunden Countdown nach der Startfreigabe neu, sowie die Neuregelung für das Auslaufen des Pferdes.
Quelle: FN