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Ataxie beim Pferd: Gestörte Bewegungsabläufe

von Michelle Breitenfeld
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Eine Ataxie beim Pferd ist eine ernstzunehmende Erkrankung innerhalb des Bewegungsapparates, die dazu führt, dass das Pferd Auffälligkeiten beim Laufen und Reiten zeigt. Die Tiere sind dadurch nicht mehr in der Lage, ihre Bewegungen ordentlich zu koordinieren und sie bekommen ein unsauberes Gangbild. Die Ursachen für eine Ataxie beim Pferd sind durchaus unterschiedlich und es bedarf immer einer genauen Abklärung durch einen Tierarzt. In diesem Artikel zeigen wir alle wichtigen Informationen zu einer Ataxie, wie man diese erkennt und welche möglichen Behandlungen es für das betroffene Pferd gibt.

Was ist eine Ataxie beim Pferd?

Eine Ataxie ist eine Erkrankung beim Pferd, die einen Symptomkomplex beschreibt, der unterschiedliche Ursachen haben kann, jedoch immer die Bewegungskoordination des Pferdes stört. Um eine Ataxie zu erkennen, ist es wichtig die typischen Symptome der Erkrankung zu erkennen. Dazu gehören ein unsicherer oder schwankender Gang, Gleichgewichtsstörungen beim Gehen oder auch im Stand und unkontrollierte Bewegungen, die von einem kleinen Zucken bis hin zum Austreten ohne Anheben des Beines und ohne Kontrolle durch das Pferd reichen. 

Wie groß die Störung im Bewegungsablauf sind, hängt von der Schwere der Ataxie ab. Gerade in der schwachen Form ist die Ataxie schwer zu erkennen, da es sehr oft nur als schwungvolles oder schlaksiges Gangbild erscheint und oft an ein Gangbild eines jungen Pferdes erinnert. In diesem Stadium ist eine klare Bestimmung der Erkrankung sehr schwierig. Bei der mittleren Ausprägung kommt neben dem unkoordinierten Gangbild oft ein Schwanken, beziehungsweise ein Stolpern beim Laufen, hinzu. Bei der starken Ausprägung ist eine Hypermetrie ein klares Anzeichen für eine Ataxie. Dabei kommt es übertriebenen Bewegungen, die ein spastisches Gangbild erzeugen.

Was ist eine zerebelläre Ataxie bei Pferden?

Hierbei handelt es sich um eine Ataxie, die das Kleinhirn betrifft. Die Ursache kann ein Trauma, eine Infektion oder Parasitenbefall sein.

Arten von Ataxie bei Pferden

Bei der Ataxie gibt es verschiedene Arten, wobei damit immer ein Symptomkomplex beschrieben wird, der unterschiedliche Ursachen haben kann. Es wird von Tierärzten zwischen drei Arten der Ataxie unterschieden, wobei einige Fachleute zudem unter einer echten Ataxie, die neurologisch bedingt ist und einer unechten Ataxie, die osteopathisch- oder stoffwechselbedingt ist, unterschieden.

  • Spinale Ataxie: Bei der spinalen Ataxie handelt es sich um eine Schädigung der Nervenbahnen im Rückenmark. Dabei liegt eine Einengung des Wirbelkanals vor, die durch unterschiedliche Ursachen entstehen kann. Meist ist die Ursache für die spinale Ataxie eine Verletzung und in selteneren Fällen ein Fehler bei der Geburt. Bei einer Verletzung als Ursache sind es größtenteils Knochenbrüche oder eine arthritische Veränderung innerhalb der Wirbelsäule, die zur Ataxie führen. Überwiegend kann der Tierarzt dadurch ausgelöst Entzündungen und degenerative Veränderungen im Rückenmark feststellen. Eine Behandlung ist vorwiegend nur im frühen Stadium möglich und oftmals werden diese Pferde nicht mehr als Reitpferde eingesetzt. Oft tritt sie in Zusammenhang mit Erkrankungen wie Wobbler-Syndrom, Equiner Protozoaler Myeloenzephalitis (EPM) oder degenerativen Rückenmarkserkrankungen auf. Symptome sind:
      • Schwäche in den Hinterbeinen
      • Verzögerte oder unkoordinierte Bewegungsausführung
      • Stolpern oder Kreuzen der Beine
  • Zerebrale Ataxie: Bei der zerebralen Ataxie ist das Gehirn des Pferdes betroffen, um genauer zu sein, das Groß-, Mittel- oder das Zwischenhirn. Es ist eine eher seltene Form der Ataxie, die überwiegend durch eine Infektion des Pferdes mit Herpes oder der von Zecken übertragbaren Borreliose ausgelöst werden kann. Es kann allerdings auch durch einen Parasitenbefall des Gehirns (sehr selten) oder durch eine Vergiftung ausgelöst werden. Bei jungen Pferden können auch Hirntumore oder Traumata, wie eine Schädelfraktur, die zerebrale Ataxie auslösen. Ob eine Behandlung möglich ist, hängt von der Ursache der Ataxie ab.
  • Zerebelläre Ataxie: Hier ist ebenfalls das Gehirn betroffen, um genauer zu sein, das Kleinhirn. Auslöser sind hier ebenfalls Verletzungen durch ein Trauma, eine Infektion, eine Vergiftung oder ein Parasitenbefall. Wenn es zu einer zerebellären Ataxie kommt, hat das Pferd starke Koordinationsstörungen bei allen Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen und eine eingeschränkte Selbstwahrnehmung. Die Folgen lassen sich im Stand und auch in der Bewegung erkennen. Typische Anzeichen sind:
    • Überschießende Bewegungen der Gliedmaßen
    • Ruckartiges Zittern des Kopfes
    • Gestörte Gleichgewichtskontrolle

Woher kommt Ataxie bei Pferden?

Eine Ataxie beschreibt zunächst eine Auffälligkeit beim Bewegungsablauf oder ein Koordinationsproblem bei Bewegungen oder sogar im Stand. Die Ursachen hierfür können sehr vielfältig sein und müssen von einem Tierarzt abgeklärt werden.

Mögliche Ursachen für Ataxie beim Pferd

Bei den unterschiedlichen Arten einer Ataxie sind wir bereits auf einige der Ursachen für eine Ataxie eingegangen. Jetzt betrachten wir die Ursachen für die Störung des Bewegungsapparates genauer und listen diese nochmals übersichtlich auf. Obwohl es unterschiedliche Ursachen für eine Ataxie beim Pferd gibt, liegt dabei immer eine Veränderung vor, die das zentrale Nervensystem betrifft. Dies bedeutet eine Störung im Gehirn oder dem Rückenmark. Die Reize, welche normalerweise für einen geregelten Bewegungsablauf sorgen, können nicht mehr richtig verarbeitet werden oder werden falsch gesetzt. Zu den Auslösern für eine Schädigung gehören unter anderem die folgenden Ursachen:

  • Infektionen: Eine Infektion entsteht durch Viren, die durch eine Wunde oder durch Parasiten wie Zecken in den Organismus kommen und dort Schade anrichten. Infektionen, die zu einer Ataxie führen können, sind meist Borna, Borreliose oder Herpes. Herpes und Borreliose gehören zu den häufigsten Ursachen für eine Ataxie.
  • Trauma: Ein Trauma oder eine traumatische Erkrankung entsteht bei einem Unfall und äußert sich größtenteils in Form einer Fraktur oder eines Bruches. Wenn dieser das zentralnervöse System betrifft, kann es zu einer Ataxie kommen. Oft ist diese Form der Ataxie noch gut zu behandelt, je nachdem wie schwerwiegend das Trauma und die Verletzung waren.
  • Degenerative Erkrankungen: Hierbei handelt es sich um Erkrankungen, die zu Beeinträchtigungen im Bereich der Halswirbelsäule führen können und dadurch eine Ataxie auslösen. Meisten sind es chronische Erkrankungen wie Arthrose und betreffen vor allem ältere Pferde und solche, mit einer erblichen Tendenz für diesen Erkrankungen.
  • Neoplastische Umfangsvermehrung: Unter dieser Bezeichnung versteht man in der Regel einen Tumor, der am Rückenmark oder im Gehirn sitzt, und dabei die Ursache für die Ataxie darstellt. Leider sind diese Arten von Tumoren nur sehr schwer oder gar nicht behandelbar.
  • Angeborene Erkrankungen: Hier tritt in erster Linie das Wobbler-Syndrom auf. Dieses lässt sich bereits ab der Geburt feststellen und ist größtenteils durch eine Generkrankung der Elterntiere verschuldet. Aber auch cerebelläre Abiotrophie tritt oft auf.
  • Nährstoffmangel: Ein lang anhaltender Nährstoffmangel kann zu einer equinen degenerativen Myeloenzephalopathie führen, die wiederum eine Ataxie verursachen können. Wenn dies früh erkannt wird, ist eine Behandlung gut möglich.
  • Vergiftung: Leider sind auch Vergiftungen eine häufige Ursache für eine Ataxie. Vergiftungen können bedauerlicherweise immer vorkommen, beispielsweise durch Menschen, die absichtlich Gift auslegen oder durch Unfälle. Gift kann beispielsweise gegen Ratten ausgelegt werden, welches durch die Pferde aufgenommen werden kann und zur Vergiftung führt. Bei dem Verdacht auf eine Vergiftung muss sehr schnell gehandelt werden und unverzüglich ein Tierarzt aufgesucht werden.
Ataxie Pferd: Tierarztbesuch

Eine Ataxie beschreibt zunächst eine Auffälligkeit beim Bewegungsablauf. Die Ursachen müssen von einem Tierarzt abgeklärt werden.

Einfacher Test bei Verdacht auf Ataxie bei Pferden

Eine genaue Diagnose bei einer Ataxie Erkrankung ist aufgrund der vielen unterschiedlichen Ursachen bei einer Ataxie nicht einfach. Eine genaue Diagnose kann nur durch einen fachkundigen Tierarzt erfolgen. Neurologische Tests sind meistens notwendig, wenn der Verdacht auf Ataxie besteht.

Wenn der Besitzer einen ersten Verdacht hat, gibt es dennoch einen einfachen Test, der auf dem Hof selbst durchgeführt werden kann. Wichtig hierbei ist jedoch, dass dieser Test nicht den Besuch beim Tierarzt ersetzt.  Hierfür wird das Pferd auf einem sehr engen Zirkel gedreht und anschließend rückwärts bewegt. Bei diesem Ablauf beobachtet ein pferdeerfahrener Mensch genau das Gangbild und die Koordination des Pferdes. Wenn das Pferd unter einer Ataxie leidet, wird meist die Hinterhand bei den engen Bewegungen ausschwenken oder es treten beim Rückwärtsgang deutliche Koordinationsprobleme auf.

Es gibt noch weitere einfache Übungen, die aufzeigen sollen, ob ein Problem vorliegt. Letztendlich kann dies aber nur ein Tierarzt feststellen. Es müssen vornehmlich neurologische Untersuchungen wie ein MRT folgen, um eine endgültige Klarheit zu erhalten. Zudem kann nur ein früher Gang zum Tierarzt eine Chance für eine sinnvolle und zielführende Behandlung bieten. Denn je nach Schweregrad der Erkrankung, reichen die Symptome von leichten Anzeichen bis hin zu, Stürzen, da das Pferd beim Laufen fast fällt oder nicht mehr aufstehen kann.

Ist ein Pferd trotz Ataxie weiterhin reitbar?

Ist eine Ataxie beim Pferd diagnostiziert worden und eine Behandlung wird angefangen, fragen sich viele Halter, ob sie ihr Pferd dennoch reiten können. Davon ist deutlich abzuraten. Bei den meisten Fällen von Ataxie bildet sich nicht nur ein auffälliges Gangbild, sondern die Tiere leiden auch unter Schmerzen oder Unwohlsein. Deshalb ist eine Belastung durch einen Reiter eher schädlich für das Tier. Bei einer sehr starken Ausprägung der Ataxie sollte sogar auf Bodenarbeit verzichtet werden. Je nach Ausprägung der Ataxie wird auch der Tierarzt ein Sportprogramm empfehlen, welches eine Genesung des Pferdes unterstützt. Davon abgesehen, sollte jedoch keine Belastung stattfinden. Selbst nach einer erfolgreichen Behandlung kann es zu dauerhaften Einschränkungen des Pferdes kommen, eine allgemeine Aussage lässt sich jedoch nicht treffen.

Kann man ein Pferd reiten, das Ataxie hat?

Solange das Pferd unter der Ataxie leidet, sollte es nicht geritten werden. Oftmals können die Pferde nicht mehr vollständig belastet werden, auch nach einer Behandlung.

Ist Ataxie vererbbar?

Es gibt einige Formen der Ataxie, die vererbbar sind. In erster Linie sind hier Arthrose und das Wobbler-Syndrom zu nennen. Das Wobbler-Syndrom ist die häufigste vererbe Ursache für eine Ataxie, wesentlich seltener ist allerdings auch die Generkrankung cerebelläre Abiotrophie, die Ursache für die Ataxie. Um einer genetischen Veranlagung vorzubeugen, gibt es beim Pferd einige Untersuchungen, die vor der Zucht durchgeführt werden sollten. Tiere mit einer entsprechenden Veranlagung werden aus der Zucht ausgeschlossen.

Ernährung und Fütterung bei Pferden mit Ataxie – unterstützende Maßnahmen

Eine gezielte Ernährung kann ataktische Pferde in ihrer Beweglichkeit und Nervenfunktion unterstützen. Dabei sind bedarfsgerechte Nährstoffe und eine leicht verdauliche Kost besonders wichtig.

Wichtige Futterbestandteile für ataktische Pferde:

  • Antioxidantien: Vitamin E und Selen zur Unterstützung der Nervenfunktion
  • Omega-3-Fettsäuren: Entzündungshemmend und nervenstärkend
  • Hochwertiges Eiweiß: Fördert den Muskelaufbau und verhindert Muskelabbau
  • Ausgewogene Mineralstoffe: Magnesium für Muskelentspannung, Zink für den Zellschutz

Eine gleichmäßige Futteraufnahme über den Tag verteilt hilft zudem, die Energieversorgung stabil zu halten. Auf Staub oder schwierige Futterkonsistenzen sollte verzichtet werden, um Schluckprobleme zu vermeiden.

Ist Ataxie beim Pferd vererbbar?

Einige Ursachen, die eine Ataxie zur Folge haben, sind erblich bedingt, jedoch nicht alle.

Therapie und Behandlung eines ataktischen Pferdes – ist eine Heilung möglich?

Einige Formen der Ataxie lassen sich gut therapieren, während gerade die erblichen Formen und die schweren Traumata und Tumore oftmals nicht mehr heilbar sind. Mit einem guten Muskelaufbau kann dem Pferd jedoch eine gewisse Linderung verschafft werden, wobei die Tiere nicht mehr belastbar sind und auch eine eingeschränkte Lebenserwartung haben.

Lebenserwartung eines Pferdes mit Ataxie – Prognose und Einflussfaktoren


Die Lebenserwartung eines ataktischen Pferdes hängt von der Ursache, dem Fortschreiten der Erkrankung und den Unterstützungsmaßnahmen ab. Während leichte Ataxien jahrelang stabil bleiben können, führen schwere Fälle oft zu einer eingeschränkten Lebenserwartung.

Einflussfaktoren auf die Prognose sind:

  • Frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie
  • Alter und allgemeiner Gesundheitszustand des Pferdes
  • Grad der Ataxie (mild, moderat oder schwer)
  • Möglichkeit zur Anpassung der Haltungsbedingungen

Ein gut versorgtes Pferd mit einer milden Form der Erkrankung kann noch viele Jahre leben. Bei schnell fortschreitender Ataxie kann die Prognose jedoch ungünstig sein.

 

Ist Ataxie beim Pferd heilbar?

Es kommt auf die Schwere der Ataxie an und welche Ursachen zugrunde liegen.

Rehabilitation und Management im Alltag: So unterstützt man ein ataktisches Pferd

Die richtige Betreuung kann die Lebensqualität eines ataktischen Pferdes erheblich verbessern. Hier spielt sowohl die Umgebung als auch angepasste Bewegungsförderung eine Rolle.

Wichtige Managementmaßnahmen:

  • Sichere Stall- und Weidebedingungen: Keine rutschigen Böden, keine plötzlichen Höhenunterschiede
  • Angepasste Bewegung: Kurze, gleichmäßige Einheiten zur Förderung der Koordination
  • Physiotherapie und gezieltes Training: Förderung des Gleichgewichts und Muskelaufbaus
  • Hufpflege: Regelmäßiges Kürzen der Hufe zur Reduzierung von Stolperfallen

Ein ruhiges Umfeld mit gut strukturierten Bewegungsabläufen hilft ataktischen Pferden, sich besser zurechtzufinden und Stürze zu vermeiden.

Erfahrungsberichte betroffener Pferdebesitzer – Praxisbeispiele und Tipps

Viele Pferdehalter stehen vor großen Herausforderungen, wenn ihr Pferd an Ataxie erkrankt. Erfahrungen anderer können wertvolle Tipps für den Alltag liefern.

Häufige Erkenntnisse aus Erfahrungsberichten:

  • Regelmäßiges Muskeltraining kann helfen, die Symptome zu stabilisieren
  • Spezielle rutschfeste Bodenbeläge reduzieren Verletzungsrisiken
  • Kleine, gut erreichbare Futterportionen erleichtern die Futteraufnahme
  • Angstfreies Handling und feste Routinen geben dem Pferd mehr Sicherheit

Jeder Fall ist individuell, doch der Austausch mit anderen Betroffenen oder Fachleuten kann helfen, bessere Entscheidungen für das eigene Pferd zu treffen.

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