Die Weidezeit gehört zu den schönsten und wichtigsten Phasen im Leben eines Pferdes. Sobald im Frühjahr die ersten grünen Halme sprießen, beginnt für viele Pferde der langersehnte Weidegang – eine Zeit voller Bewegung, frischer Luft und sozialer Interaktion mit Artgenossen. Doch so selbstverständlich das tägliche Grasen auf der Koppel erscheinen mag: Eine gut geplante und durchdachte Weidezeit fr das Pferd ist entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden.
In diesem Artikel erfährst du, wie du die Weidezeit deines Pferdes optimal gestaltest – von der Anweidephase bis hin zu sinnvollen Managementmaßnahmen im Sommer und Herbst. Ziel ist es, eine artgerechte, sichere und gesundheitsfördernde Weidehaltung zu ermöglichen – angepasst an die individuellen Bedürfnisse deines Pferdes.
Wie lange sollten Pferde auf die Wiese?
Die Vorstellung, dass „viel Weidezeit gleich viel Lebensqualität“ bedeutet, ist weit verbreitet – doch das ist oft nur die halbe Wahrheit. Denn nicht jede Stunde auf der Koppel ist automatisch gut für dein Pferd. Die ideale Weidedauer hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa dem Alter, dem Gesundheitszustand, der Rasse und dem bisherigen Management des Pferdes.
Alters- und rasseabhängige Unterschiede
Junge, gesunde Pferde profitieren in der Regel von möglichst viel Weidezeit, da sie dort ihre Bewegungsfreude ausleben und soziale Bindungen stärken können. Robuste Rassen wie Islandpferde, Fjordpferde oder Koniks sind oft an extensive Weidebedingungen angepasst und benötigen wenig Zufütterung. Sie neigen jedoch bei zu reichhaltigem Gras eher zu Stoffwechselproblemen, wie beispielsweise Hufrehe.
Feinblütigere Rassen wie Araber oder Warmblüter vertragen längere Weidezeiten häufig besser, müssen jedoch ebenfalls individuell betrachtet werden. Ältere Pferde benötigen unter Umständen eine angepasste Weidedauer – etwa um Gelenke nicht zu überlasten oder um auf spezielle Futterbedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
Trainings- und Gesundheitszustand
Auch der Trainingszustand spielt eine große Rolle. Ein Pferd, das regelmäßig bewegt und trainiert wird, kann in der Regel mehr Weidezeit besser verarbeiten als eines, das überwiegend im Stall steht. Auch der Gesundheitszustand des einzelnen Pferdes ist entscheidend. Pferde mit Erkrankungen wie Hufrehe, EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder Cushing-Syndrom brauchen ein besonders angepasstes Weidekonzept.
Wetterlage und Bodenverhältnisse
Die Wetterlage während der Weidezeit ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren. Anhaltende Nässe kann die Grasnarbe beschädigen und zu Trittschäden führen – das erhöht die Unfallgefahr für Pferde und mindert die Qualität der Weide langfristig. Zu trockene Böden im Sommer hingegen lassen das Gras verarmen, wodurch der Nährwert sinkt und das Risiko von Fehlfütterungen steigt.
Auch extreme Hitze und starker Insektenbefall können die Weidezeit negativ beeinflussen. An besonders heißen Tagen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit sollten die Pferde in die schattigen Ruhebereiche oder zurück in den Stall geholt werden.
Ein gute Weide-Management ist daher sehr wichtig. Hier findest du Tipps zur Pflege einer Pferdeweide.
Gräserzusammensetzung und Fruktangehalt
Die Gräserzusammensetzung der Weide spielt eine zentrale Rolle für die Pferdegesundheit. Besonders energiereiche Gräser mit hohem Fruktangehalt können bei Pferden Stoffwechselprobleme verursachen. Im Frühling und Herbst ist der Fruktangehalt im Gras oft besonders hoch, vor allem nach kühlen Nächten und sonnigen Tagen. Gerade für empfindliche oder zu Übergewicht neigende Pferde muss hier ein gezieltes Weidemanagement erarbeitet werden, z. B. durch Verkürzung der Weidezeit oder das Tragen eines Maulkorbs.
Wann ist Weidezeit?
Weidezeit ist in der Regel von Frühling bis Herbst, meist ab April/Mai bis Oktober, abhängig von Wetter, Graswuchs und Bodenverhältnissen.
Empfehlungen für die Anweidephase
Besondere Vorsicht ist im Frühjahr geboten. Nach der Winterpause sind Verdauungstrakt und Stoffwechsel der Pferde noch nicht auf energiereiches Frühlingsgras eingestellt. Daher sollte das Anweiden langsam und schrittweise erfolgen, sonst droht insbesondere eine Kolik-Gefahr!
- Tag 1–3: 10–15 Minuten auf die Weide
- Tag 4–7: allmählich auf 30–60 Minuten steigern
- Ab Woche 2: täglich um 15–30 Minuten verlängern, bis zur gewünschten Enddauer
Diese Phase ist nicht nur wichtig, um Verdauungsstörungen und Koliken zu vermeiden, sondern auch, um das Risiko für Hufrehe deutlich zu senken.

Das Anweiden sollte langsam erfolgen, um gesundheitliche Risiken zu minimieren!
Wann ist die beste Weidezeit für Pferde?
Die beste Weidezeit für Pferde liegt in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden, wenn das Gras weniger Fruktan enthält und die Temperaturen angenehmer sind – ideal für Gesundheit und Wohlbefinden deines Pferdes.
Wiedezeit beim Pferd: Fazit
Die Weidezeit beim Pferd ist weit mehr als nur eine schöne Abwechslung vom Stallalltag – sie ist ein zentraler Bestandteil einer artgerechten und gesunden Pferdehaltung. Damit sie jedoch wirklich zum Wohl des Pferdes beiträgt, braucht es eine durchdachte Planung, fundiertes Wissen und eine individuelle Anpassung an das jeweilige Tier. Eine sorgfältige Weideplanung, angepasst an Rasse, Alter und Gesundheitszustand, ermöglicht es, Risiken zu minimieren und gleichzeitig alle Vorteile der Weidezeit auszuschöpfen.
Mit einem guten Auge für Veränderungen, einem flexiblen Management und viel Wissen können Pferdehalter dafür sorgen, dass die Weidesaison für ihre Tiere nicht nur unbeschwert, sondern auch gesund verläuft.