Home PferdewissenGesundheit Ist dein Pferd zu dick? Warum viele Übergewicht beim Pferd übersehen!

Ist dein Pferd zu dick? Warum viele Übergewicht beim Pferd übersehen!

von Michelle Breitenfeld
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Viele Halter denken: „Mein Pferd ist doch fit!“ – doch Übergewicht beim Pferd bleibt oft unbemerkt. Plüschiges Fell und runde Formen täuschen schnell. Dabei kann zu viel Gewicht krank machen. In diesem Artikel findest du heraus, ob dein Pferd zu dick ist – und was du tun kannst.

Was ist Übergewicht beim Pferd?

Ein rundes Bäuchlein, kräftiger Hals, weiche Konturen – viele Pferdebesitzer:innen empfinden das als Zeichen guter Haltung. Doch wann wird aus „gut im Futter“ ein gesundheitliches Risiko? Übergewicht beim Pferd liegt dann vor, wenn das Tier dauerhaft mehr Körperfett ansetzt, als für seine Gesundheit zuträglich ist.

Dabei geht es nicht nur um Ästhetik. Anders als bei kurzfristigen Gewichtsschwankungen – etwa durch jahreszeitliche Veränderungen – ist echtes Übergewicht ein Zustand, bei dem das Pferd zu viel Fettgewebe angesetzt hat. Besonders gefährlich: Das überschüssige Fett lagert sich nicht nur unter der Haut ab, sondern auch an inneren Organen und beeinflusst den Stoffwechsel negativ.

Gerade bei leichtfuttrigen Rassen wie Isländern, Haflingern oder Kaltblütern fällt es oft schwer, die Grenze zwischen „wohlgenährt“ und übergewichtig zu ziehen. Hinzu kommt, dass sich viele Pferde in einem Zustand des chronischen Übergewichts befinden – ohne dass es auffällt. Hier lohnt sich ein genauerer Blick auf objektive Beurteilungsmethoden

Übergewicht oder nur gut genährt? Abgrenzung zu Wohlstandsspeck

Der Begriff „Wohlstandsspeck“ wird im Stallalltag häufig verwendet – meist mit einem Augenzwinkern. Doch was genau steckt dahinter? Oft ist damit eine moderate Gewichtszunahme gemeint, die in der kalten Jahreszeit als natürlicher Schutz oder als Ergebnis guter Fütterung entsteht. Dieser leichte Fettüberschuss ist bei gesunden, robust gehaltenen Pferden nicht zwingend problematisch – solange er saisonal bedingt ist und im Frühjahr wieder verschwindet.

Übergewicht hingegen beschreibt einen dauerhaften Zustand mit deutlichem Fettüberschuss, der gesundheitlich bedenklich ist. Hier geht es nicht mehr um ein paar weiche Stellen, sondern um ausgeprägte Fettdepots, z. B. am Mähnenkamm, an der Schulter oder rund um den Schweifansatz. Auch ein sichtbar erschwertes Bewegungsverhalten oder erste Stoffwechselauffälligkeiten können Hinweise sein.

Wichtig ist: Was für das eine Pferd noch als Wohlstandsspeck durchgeht, kann beim anderen bereits Übergewicht bedeuten – abhängig von Rasse, Haltung, Nutzung und individueller Konstitution. Ein geschulter Blick und regelmäßige Beurteilung helfen dabei, rechtzeitig gegenzusteuern.

Übergewicht Pferd

Ein dichtes Fell kann leicht darüber hinwegtäuschen, wie die tatsächliche Körperform deines Pferdes aussieht.

Warum übersehen viele Übergewicht beim Pferd?

Ob im Reitstall, auf Turnieren oder in Social Media – der Blick auf das „normale“ Pferd hat sich gewandelt. In vielen Fällen wird ein rundliches Pferd als gesund und gepflegt wahrgenommen. Das führt dazu, dass echtes Übergewicht oft schlicht nicht erkannt wird – oder sogar als Idealbild gilt.

Gewöhnung an das Bild

Über die Jahre hat sich ein neues „Normalmaß“ eingeschlichen. Pferde mit sichtbaren Fettpolstern erscheinen vielen Menschen nicht übergewichtig, sondern einfach gut genährt. Diese visuelle Gewöhnung führt dazu, dass schlankere, idealgewichtige Pferde manchmal sogar als „zu dünn“ beurteilt werden. Hinzu kommt: In Freizeitställen dominieren oft robuste Pferdetypen, bei denen das zusätzliche Gewicht weniger auffällt – gerade im Winterfell oder unter Decken.

Fehleinschätzung aus Fürsorge

Ein weiterer Grund liegt in der emotionalen Beziehung zum Pferd. Viele Besitzer bringen Zuneigung durch großzügige Fütterung zum Ausdruck. Belohnungen, Mash-Abende oder das Gefühl, „etwas Gutes zu tun“, führen schnell zu einer Überversorgung – gerade bei Pferden mit wenig Arbeitsbelastung. Dabei wird das zusätzliche Gewicht selten kritisch hinterfragt, sondern eher mit Liebe verwechselt. Die Kombination aus Gewöhnung und Fürsorge macht es schwer, objektiv hinzusehen. Deshalb ist es so wichtig, neutrale Kriterien zur Beurteilung heranzuziehen.

Wann ist mein Pferd übergewichtig?

Dein Pferd gilt als übergewichtig, wenn sich Rippen und Hüfthöcker nur schwer ertasten lassen, der Hals stark aufgewölbt ist und sich Fettdepots an Brust, Schulter oder Kruppe bilden.

Übergewicht beim Pferd erkennen – so geht’s!

Ob ein Pferd übergewichtig ist, lässt sich nicht allein am Bauchumfang festmachen. Eine fundierte Einschätzung braucht ein geübtes Auge, eine systematische Vorgehensweise – und manchmal auch den Mut zur Selbstkritik.

Körperzustandsbeurteilung mit dem Body Condition Score (BCS)

Ein bewährtes Werkzeug zur Einschätzung ist der Body Condition Score (BCS). Er bewertet den Ernährungszustand des Pferdes auf einer Skala von 1 (sehr mager) bis 9 (stark übergewichtig). Beurteilt werden verschiedene Körperregionen wie:

  • Mähnenkamm
  • Schulterbereich
  • Rippenpartie
  • Rückenlinie
  • Schweifansatz
Übergewicht Pferd

Zu viel Gewicht belastet Gelenke und Organe des Pferdes.

Bei einem gesunden Pferd sollten die Rippen leicht tastbar, aber nicht sichtbar sein. Ein durchhängender Rücken oder ein fester, aufgewölbter Mähnenkamm sind Hinweise auf ein Übermaß an Fett.

Praktische Tipps zur Beurteilung

  • Tasten statt nur schauen: Besonders im Winter verfälscht das Fell das Bild.
  • Fotodokumentation: Regelmäßige Fotos helfen bei der Entwicklungseinschätzung.
  • Zweites Paar Augen: Lass regelmäßig Tierarzt oder erfahrene Reitkollegen mitbeurteilen.

Neben der rein optischen Beurteilung gibt es typische Anzeichen, die auf ein zu hohes Gewicht hinweisen:

  • Fettpolster: Besonders auffällig sind diese an Mähnenkamm, Schulter, Rippenbogen und Schweifansatz.
  • Trägheit: Übergewichtige Pferde zeigen oft eine geringere Bewegungsfreude und wirken schnell müde.
  • Schwitzverhalten: Starkes Schwitzen bereits bei leichter Arbeit kann ein Hinweis auf Übergewicht sein.
  • Gesundheitsprobleme: Ein erhöhtes Risiko für Equines Metabolisches Syndrom (EMS) oder Hufrehe ist bei übergewichtigen Pferden nachgewiesen.

Wer diese Signale ernst nimmt, kann frühzeitig gegensteuern – bevor langfristige Schäden entstehen.

Wie bekomme ich mein Pferd schlanker?

Um dein Pferd schlanker zu bekommen, solltest du Fütterung und Bewegung gezielt anpassen – also energiereiches Futter reduzieren, auf strukturreiche Rationen setzen und regelmäßige, gelenkschonende Bewegung integrieren, idealerweise in Absprache mit Tierarzt oder Ernährungsberater.

Was tun bei Verdacht auf Übergewicht?

Der Verdacht steht im Raum – aber wie geht man nun richtig vor? Wichtig ist: Übergewicht beim Pferd ist keine Schande, sondern ein Gesundheitsrisiko, das man aktiv angehen kann. Der erste Schritt ist immer, sich fachlichen Rat zu holen.

Tierärztliche Abklärung

Ein Gespräch mit der Tierärztin oder dem Tierarzt ist der beste Einstieg. Sie können nicht nur eine objektive Einschätzung zum Körperzustand abgeben, sondern auch mögliche Begleiterkrankungen wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom), Insulinresistenz oder Hufrehe erkennen und frühzeitig behandeln. Je nach Ergebnis wird eine individuelle Anpassung von Fütterung, Bewegung und Haltung empfohlen.

Management-Ansätze: Bewegung, Fütterung, Haltung

  1. Mehr Bewegung – aber angepasst:
    Ein gezielter Trainingsplan kann helfen, überschüssiges Fett zu verbrennen, ohne das Pferd zu überlasten. Wichtig ist, langsam zu steigern und regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren – z. B. durch geführtes Gehen, Longieren oder Bodenarbeit.
  2. Fütterung überprüfen:
    Oft ist die Kalorienzufuhr zu hoch – selbst bei vermeintlich „gesunder“ Ernährung. Ein unabhängiger Futtercheck kann helfen, Rationen anzupassen, Kraftfutter zu reduzieren und Raufutter gezielter einzusetzen (z. B. über engmaschige Heunetze oder Futterzeiten).
  3. Haltung optimieren:
    Mehr Auslauf, strukturierter Tagesablauf und Beschäftigung reduzieren Stress und fördern natürliche Bewegungsanreize – besonders in Offenstall- oder Aktivstall-Systemen.

Wer frühzeitig handelt, kann mit kleinen Veränderungen große gesundheitliche Verbesserungen erzielen – ganz ohne Crash-Diäten.

Was gilt bei einem Pferd als Übergewicht?

Bei einem Pferd spricht man von Übergewicht, wenn sichtbare Fettdepots an Hals, Schulter, Kruppe oder Schweifansatz entstehen, die Rippen kaum fühlbar sind und die Beweglichkeit sowie das Wohlbefinden beeinträchtigt sein können – meist ab einem Body Condition Score von 7 oder höher (auf einer Skala von 1 bis 9).

Fazit: Augen auf – fürs gesunde Pferdegewicht

Übergewicht beim Pferd ist kein Schönheitsfehler, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Doch weil es oft schleichend entsteht und sich das Auge schnell an runde Formen gewöhnt, bleibt es lange unbemerkt. Gerade Freizeitpferde und leichtfuttrige Rassen sind besonders gefährdet.

Die gute Nachricht: Wer regelmäßig hinblickt, tastet und ehrlich beurteilt, kann rechtzeitig gegensteuern. Schon kleine Veränderungen in Haltung, Bewegung und Fütterung bewirken viel – vorausgesetzt, man erkennt das Problem und nimmt es ernst. Nicht aus Schuldgefühl, sondern aus Verantwortung dem Pferd gegenüber. Denn ein gesundes Gewicht ist keine Frage von Optik, sondern von Lebensqualität – für ein aktives, langes und beschwerdefreies Pferdeleben.

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