Eine Schwellung am Bein, ein entzündeter Insektenstich, eine kleine Verletzung. Es gibt wohl kaum Pferdebesitzer und -besitzerinnen, die solche „Zwischenfälle“ nicht kennen. Bei kleineren Verletzungen ist die Wundversorgung meist kein Problem, wenn man über eine gut sortierte Stallapotheke verfügt. Auch andere gesundheitliche Probleme kannst Du so effektiv behandeln. Die Stallapotheke sollte immer griffbereit und mit dem nötigen Inhalt ausgestattet sein.
Passend zur großen ehorses-Themenwoche hat Tierärztin Tina Wassing unter anderem spezifische Fragen zur Stallapotheke beantwortet und erklärt, welche Materialien und Tierarzneimittel auf keinen Fall in Deiner Stallapotheke fehlen dürfen. Auch wie und wann Du sie richtig einsetzt, erfährst Du in diesem Artikel.
Inhalte
Wieso ist eine Stallapotheke sinnvoll und wichtig?
Eine gut ausgestattete Pferdeapotheke hilft Dir dabei, die Gesundheit und das Wohlbefinden Deines Pferdes sicherzustellen. Zum einen kannst Du mit ihrer Hilfe schnell und selbstständig leichte Verletzungen und kleinere Gesundheitsprobleme versorgen und sparst gegebenenfalls kostbare Zeit bis zum Eintreffen eines Tierarztes / einer Tierärztin. Zum anderen ist sie hilfreich bei der Verwaltung von Medikamenten, die Dein Pferd regelmäßig einnehmen muss, und erleichtert Dir die korrekte Dosierung und Verabreichung. Drittens bietet sie eine Möglichkeit, die Gesundheitsvorsorge zu unterstützen und die wichtigsten Medikamente zur Vorbeugung bereitzuhalten.
Wie organisiere ich meine Stallapotheke am besten?
Je besser Deine Stallapotheke ausgestattet ist, desto schneller und effektiver kannst Du im Bedarfsfall handeln. Hier sind einige Tipps, wie Du Deine Pferdeapotheke optimal organisierst:
- Inventarliste erstellen: Schreibe zunächst alle Tierarzneimittel, Verbandsmaterialien und Hilfsmittel auf, die Du in Deiner Stallapotheke aufbewahren möchtest. Notiere auch die Verfallsdaten. So hast Du einen guten Überblick, wie lange die Produkte haltbar sind und kannst sie vor Ablauf rechtzeitig austauschen.
- Tierarzneimittel und Verbandsmaterialien richtig lagern: Lagere Deine Stallapotheke am besten an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort, um sie vor Feuchtigkeit, Staub und Sonneneinstrahlung zu schützen. Z. B. in einem abschließbaren Schrank oder einer Truhe.
- Beschrifte alle Verpackungen deutlich: Verwende außerdem klare und eindeutige Bezeichnungen, um Verwechslungen zu vermeiden.
- Teile enthaltene Präparate in Kategorien ein: Trenne beispielsweise Wurmkuren, Arzneimittel zur Prävention und Behandlung verschiedener Erkrankungen, Mittel zur Wundversorgung und andere Produkte klar voneinander, um sie leichter finden zu können.
- Erstelle einen Notfallkasten: Es empfiehlt sich, die wichtigsten Artikel für akute Notfälle wie Verletzungen oder Koliken separat aufzubewahren. So kannst Du und ggf. auch andere Personen in dringenden Situationen noch schneller reagieren. Bewahre hier am besten auch die Kontaktdaten Deiner Tierärztin / Deines Tierarztes auf.
- Halte ein Erste-Hilfe-Set bereit: Das sollte Verbandsmaterialien, Desinfektionsmittel, Schere, Pinzette und Handschuhe enthalten.
- Bewahre rezeptpflichtige Medikamente getrennt auf: Separiere Medikamente, die Deine Tierärztin / Dein Tierarzt verordnet hat, von anderen Tierarzneimitteln und sorge dafür, dass sie nur von autorisierten Personen verabreicht werden.

In jeder Stallapotheke sollten unter anderem Utensilien zur Wundversorgung, Desinfektion, Kühlung und Tierarzneimittel vorhanden sein.
Übersicht der Utensilien
Um sicherzustellen, dass Du für jede Situation optimal gerüstet bist und Deine Pferde bestmöglich versorgen kannst, solltest Du einen Grundbestand an kühlenden, antibakteriellen und abdeckenden Salben, Desinfektionsmitteln und Verbandsmaterial griffbereit haben. Aber auch bestimmte Tierarzneimittel dürfen nicht fehlen. Folgende Utensilien solltest Du für den Notfall vorhalten:
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Große Themenwoche zum Thema Stallapotheke
In einer umfangreichen Themenwoche zur Stallapotheke hat ehorses unter anderem die erfahrene Tierärztin Tina Wassing um ihre professionelle Einschätzung gebeten. Dabei ging es sowohl um geeignete Materialien und Tierarzneimittel für spezifische Anwendungen als auch um die begleitende tierärztliche Behandlung verschiedener Beschwerden.
Was sollte die Stallapotheke für Magen-Darm-Beschwerden beinhalten?
Eine Kolik stellt immer einen ernstzunehmenden gesundheitlichen Notfall dar und kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Daher solltest Du bei ersten Anzeichen einer Kolik unverzüglich einen Tierarzt / eine Tierärztin kontaktieren. Um die Zeit bis zur Ankunft des Tierarztes/der Tierärztin sinnvoll zu überbrücken, kannst Du z. B. einen Spaziergang mit Deinem Pferd unternehmen. So lässt sich verhindern, dass es sich ständig wälzt. Legt sich Dein Pferd entspannt auf die Seite, ist das auch erlaubt und kann helfen, die Kräfte zu schonen. Des Weiteren kann laut Tierärztin Tina Wassing bis zum Eintreffen der Tierärztin / des Tierarztes ein natürliches Tierarzneimittel verabreicht werden, das z. B. wilden Jasmin, Kamille und Magnesium enthält. Diese Inhaltsstoffe werden klassischerweise zur Beruhigung des Magen-Darm-Traktes eingesetzt. Die Kombination ist sehr gut verträglich und mit anderen Medikamenten und Behandlungsmethoden kombinierbar.
Auch Kotwasser gehört zu den häufigen Verdauungsproblemen. Hier ist wichtig, dass betroffene Tiere wenig Stress haben und ihr Futter langsam umgestellt wird. Zudem können hier ebenfalls natürliche Tierarzneimittel mit den Inhaltsstoffen wilder Jasmin, Kamille und Magnesium zur Unterstützung eingesetzt werden, um die Darmbewegung zu regulieren.
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing noch einmal persönlich, wie Du Magen-Darm-Beschwerden mit Deiner Stallapotheke begleitend behandeln kannst:
Was sollte die Stallapotheke gegen Unruhe beinhalten?
Einige Pferde zeigen häufiger Anzeichen von Unruhe. Diese kann zum einen auf ihren individuellen Charakter zurückzuführen sein, zum anderen aber auch darauf, dass sie länger in der Box bleiben müssen, beispielsweise aufgrund von Verletzungen. Unruhe führt im Pferdekörper zu einer verstärkten Ausschüttung von ACTH und Cortisol, was sich wiederum negativ auf das Immunsystem auswirken kann. Tina Wassing empfiehlt in solchen Fällen, die Haltungsbedingungen zu überprüfen und bei Bedarf geeignetere Haltungsbedingungen zu schaffen, die den Pferden ein höheres Maß an Sicherheit bieten. Zudem seien als Unterstützung natürliche Tierarzneimittel zum Beispiel mit der Heilpflanze Passionsblume nützlich.
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing noch einmal persönlich, wie Du Unruhe beim Pferd mit Deiner Stallapotheke begleitend behandeln kannst:
Was sollte die Stallapotheke zur Wundversorgung beinhalten?
Bei schweren Verletzungen ist es dringend erforderlich, dass Du sofort einen Tierarzt / eine Tierärztin hinzuzuziehst. Insbesondere dann, wenn das Pferd nur noch auf drei Beinen steht, Anzeichen von Schock zeigt oder die Verletzung stark blutet. Dafür kannst Du kleinere Bagatellverletzungen in der Regel gut selbst behandeln. Tina Wassing empfiehlt, zunächst die Wunde gründlich zu reinigen und anschließend mit einem desinfizierenden Flüssigpflaster zu versorgen. Wenn Du unsicher bist, ob eine Wunde nicht doch genäht werden sollte, rufe bitte Deine Tierärztin / Deinen Tierarzt an und verzichte auf das Flüssigpflaster vorab – sonst kann keine Naht gesetzt werden. Unabhängig davon gilt: Jede Verletzung kann zu einer Entzündung führen, die mit einem natürlichen Tierarzneimittel wie z.B. Traumeel ad us. vet günstig beeinflusst werden kann. Es ist sehr gut verträglich und kann mit anderen Medikamenten und Behandlungsmethoden kombiniert werden.
Außerdem ist ganz wichtig, dass Dein Pferd stets ausreichend gegen Tetanus geschützt ist!
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing noch einmal persönlich, wie Du kleine und oberflächliche Wunden mit Deiner Stallapotheke versorgen kannst:
Was sollte die Stallapotheke für Verletzungen beinhalten?
Ob auf der Weide, in der Herde oder in der Box: Pferde können sich zu jeder Zeit leichte Verletzungen zuziehen. Diese fallen oft in die Kategorie stumpfe Traumata, die sich beispielsweise durch Blutergüsse oder Schwellungen zeigen. Bei Lahmheiten, geschwollenen Gelenken oder dem Verdacht auf Sehnenschäden ist es immer ratsam, eine Tierärztin / einen Tierarzt hinzuzuziehen.
Bei leichteren Verletzungen hilft, zunächst zu kühlen. Das kannst Du durch Besprühen des Pferdes mit Wasser oder aber, wie von Tina Wassing empfohlen, mithilfe von Kühlpasten oder -gelen. Bei Blutergüssen sind Salben mit Heparin sinnvoll. Das natürliche Tierarzneimittel Traumeel ad us. vet. Gel kann mit den Inhaltsstoffen Beinwell, Ringelblume und Arnika unterstützen.
Beachte bitte, dass stumpfe Traumata auch zu Entzündungen führen können, die mit den zuvor beschriebenen Maßnahmen ebenfalls gelindert werden können.
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing noch einmal persönlich, wie Du leichte Verletzungen mit Deiner Stallapotheke versorgen kannst:
Was sollte die Stallapotheke gegen Arthrose beinhalten?
Vor allem ältere Pferde neigen zur Gelenkerkrankung Arthrose. Die Knorpel in den betroffenen Gelenken bilden sich zurück, es kommt zu Gelenkentzündungen, schließlich reiben die Knochen aufeinander, die wiederum zu Veränderungen an der Knochenstruktur führen. An Arthrose solltest Du denken, wenn Dein Pferd lahmt, ohne sich vorher verletzt zu haben. Sie ist leider nicht heilbar, aber Du kannst dazu beitragen, dass sie langsamer voranschreitet und Dein Pferd weniger Schmerzen hat. Das Wichtigste ist hier das richtige Maß an Bewegung. Frag am besten in Deiner Tierarztpraxis um Rat. Auch physiotherapeutische oder manualtherapeutische Unterstützung ist bei Arthrose sinnvoll. Tierärztin Tina Wassing rät dazu, auch die Hufbearbeitung, die Haltungsbedingungen insgesamt und die Trainingsmöglichkeiten individuell zu überprüfen.
Ebenfalls wichtig ist, die Entzündungen in den Gelenken zu unterstützen. Auch dabei können unter anderem natürliche Tierarzneimittel wie Traumeel ad us. vet. hilfreich sein.
Zusätzlich ist bei Arthrose essenziell, den verbliebenen Gelenkknorpel zu schützen, um ihn möglichst lange zu erhalten. Tierärztin Tina Wassing empfiehlt hier die Verwendung von Chondroitinsulfat, Grünlippmuschel, Kollagen oder Hyaluronsäure. Als natürliches Tierarzneimittel ist Zeel ad us. vet. für den ergänzenden Knorpelschutz sinnvoll. Dank der guten Verträglichkeit eignet es sich zur Langzeitbehandlung und Du kann es bedenkenlos mit anderen Medikamenten – etwa einer Schmerztherapie – kombinieren.
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing noch einmal persönlich, wie Du die Symptome von Entzündungen und Arthrose mit Deiner Stallapotheke begleitend behandeln kannst:
Was sollte die Stallapotheke gegen Infektionen beinhalten?
Du kennst Dein Pferd so gut, dass Du wahrscheinlich schon beim ersten Blick erkennst, ob es krank ist. Um der Tierärztin / dem Tierarzt beim Erstgespräch zuverlässige Informationen durchgeben zu können, ist wichtig, Puls, Atmung oder Temperatur einschätzen zu können. Der Puls Deines Pferdes liegt normalerweise zwischen 28 und 40 Schlägen pro Minute. In der gleichen Zeit sollte es etwa 8 – 16 Atemzüge machen. Seine normale Körpertemperatur liegt bei maximal 37,5 – 38,2 Grad Celsius. Hat Dein Pferd Fieber, ist das ein Alarmsignal: Bitte dann umgehend Deine Tierärztin / Deinen Tierarzt zu Dir, damit schnell die Ursache herausgefunden und behandelt werden kann.
Zur Prophylaxe, beispielsweise, wenn in Deinem Stall Husten oder andere Infektionen herumgehen, empfiehlt Tina Wassing Präparate, die das Immunsystem stärken. Kräuter wie Echinacea, Zink plus Vitamin E und Lysin können sowohl zur Vorbeugung als auch zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt werden. Ebenso kann hier das natürliche Tierarzneimittel Engystol ad us. vet. mit den Inhaltsstoffen Weiße Schwalbenwurz und Schwefel zum Einsatz kommen. Es ist sehr gut verträglich und mit anderen Medikamenten und Behandlungsmethoden kombinierbar.
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing noch einmal persönlich, wie Du Infektionen mit Deiner Stallapotheke begleitend behandeln kannst:
Fazit: Das darf in keiner Stallapotheke fehlen!
Eine gut ausgestattete Stallapotheke macht nicht nur eine schnelle und effektive Erstversorgung bei Verletzungen und Erkrankungen möglich, sondern bietet auch präventive Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Tiere.
Die unverzichtbaren Bestandteile: ein Fieberthermometer, ein geeignetes Hautdesinfektionsmittel sowie die Telefonnummer Deiner Tierärztin / Deines Tierarztes, um im Notfall schnell regieren zu können. Tierärztin Tina Wassing empfiehlt außerdem, Traumeel ad us. vet. in der Stallapotheke vorrätig zu haben, um kleinere Verletzungen und Entzündungen zu behandeln. Auch bei anderen Beschwerden können natürliche Tierarzneimittel sinnvoll sein. Sie lassen sich in der Regel gut mit anderen Medikamenten und Behandlungsmethoden kombinieren.
Was Du für Deine Stallapotheke konkret benötigst, hängt auch individuell von Deinem Pferd ab. Sprich dazu am besten mit Deinem Tierarzt / Deiner Tierärztin, um die passenden Mittel zur Hand zu haben. Generell gilt: Eine gut gepflegte, aktuelle Stallapotheke kann nicht nur die Gesundheit Deines Pferdes fördern, sondern im Ernstfall auch Leben retten. Prüfe und ergänze daher regelmäßig die Bestände und hab besonders die Verfallsdaten im Blick.
In diesem Video erklärt Dir Tierärztin Tina Wassing abschließend noch einmal persönlich, welche Inhalte für sie in keiner Stallapotheke fehlen dürfen: