Eine der anspruchsvollsten Reitdisziplinen ist wohl das Vielseitigkeitsreiten. Bestehend aus drei verschiedenen Teildisziplinen – Dressur, Springen und Geländespringen – wird die Vielseitigkeit aufgrund ihrer Komplexität oft als Königsdisziplin oder Krone der Reiterei bezeichnet. Alles über das Vielseitigkeitsreiten erfährst Du in diesem Artikel.
Grundlagen der Vielseitigkeit
Eine Vielseitigkeitsprüfung besteht aus drei Teildisziplinen, die alle in die Wertung einfließen. Ziel ist es, ein möglichst vielseitig ausgebildetes Pferd in allen drei Disziplinen gut vorzustellen. Im Vergleich zu den Sportarten Dressur– und Springreiten sind die Anforderungen in den jeweiligen Klassen etwas geringer, schließlich müssen die Pferde statt einer Disziplin drei Disziplinen erlernen und regelmäßig trainieren.
Im Vielseitigkeitsreiten gibt es, wie in den anderen Reitsportarten auch, unterschiedliche Klassen. Internationale Prüfungen werden mit ein bis fünf Sternen bewertet, die die Schwierigkeitsgrade angeben – CCI 1* = A-Niveau , CCI 2* = L-Niveau, CCI 3* = M-Niveau, CCI 4* = S-Niveau, CCI 5* gilt als die schwerste Prüfung der Welt und wird pro Jahr weltweit nur sechs Mal ausgeschrieben. Jede Prüfung kann entweder als Kurzprüfung (CIC) oder Langprüfung (CCI) ausgeschrieben werden. Bei Langprüfungen ist die Geländestrecke deutlich länger und dadurch anspruchsvoller. Deshalb werden Langprüfungen in der Regel an drei Tagen ausgetragen, um den Pferden Zeit zur Regeneration zu geben. Die Springprüfung stellt bei Langprüfungen immer den Abschluss dar, damit die Pferde im Gelände möglich viel Kraft und Kondition haben. Bei Kurzprüfungen gibt es sowohl zwei, als auch drei Tage dauernde Prüfungen, wobei die Reihenfolge von Geländeritt und Springparcours durch den Veranstalter festgelegt werden kann. In der Regel ist zwar die Dressur die erste Teilprüfung, da dieses Ergebnis die Grundlage für die Bewertung bildet, aber ob erst Springreiten oder erst der Geländeritt auf dem Plan steht, ist unterschiedlich. Oftmals werden die Disziplinen an zwei oder drei verschiedenen Tagen ausgetragen. Insbesondere im Amateursport gibt es aber auch Eintagesevents, bei denen alle Teilprüfungen an einem Tag abverlangt werden.
Im Gelände ist es üblich, dass den Reitern an besonders schweren Passagen alternative Wege angeboten werden. Dabei ist der direkte Weg oft sehr schwer gebaut. Der Reiter, der sich für diesen Weg entscheidet, nimmt ein erhöhtes Risiko in Kauf, dass sein Pferd am Hindernis vorbei läuft oder verweigert. Der alternative Weg (chicken way) ist in der Regel deutlich freundlicher und einfacher gebaut, dafür muss ein längerer Weg in Kauf genommen werden. Reiter, die sich für den alternativen Weg entscheiden, müssen die verlorene Zeit entweder durch schnelleres Reiten auf dem restlichen Gelände ausgleichen oder müssen Zeitfehler in Kauf nehmen.
Warum ist die Vielseitigkeit eine der anspruchsvollsten Disziplinen im Reitsport?
Die Vielseitigkeit ist besonders anspruchsvoll. Sowohl Reiter als auch Pferd müssen drei Teildisziplinen, Dressur, Springen und den Geländeritt, möglichst gut absolvieren.
Die Disziplinen in der Vielseitigkeit
Die Vielseitigkeit ist eine der anspruchsvollsten Disziplinen im Pferdesport. Sie fordert von Pferd und Reiter ein hohes Maß an Geschicklichkeit, Ausdauer und Vertrauen, da sie verschiedene Fähigkeiten in einer Kombination aus drei Teildisziplinen auf die Probe stellt. Diese einzigartige Herausforderung ist nicht nur eine umfassende Prüfung für das Pferd, sondern auch für den Reiter, der in jeder Disziplin präzise und harmonisch mit seinem Partner agieren muss. Im Folgenden werden die drei Teildisziplinen der Vielseitigkeit detailliert erläutert.
Dressur
Die Dressur ist in der Vielseitigkeit besonders wichtig, denn das Ergebnis der Dressur bildet die Grundlage für die Platzierung. Die erzielte Wertnote, wie man sie aus dem klassischen Dressurreiten kennt, wird in Fehlerpunkte umgerechnet. Der Reiter mit den wenigsten Fehlerpunkten steht am weitesten vorn in der Rangliste. Die Fehlerpunkte stellen dabei die Differenz der maximal erzielbaren Punkte und der durch die Richter vergebenen Wertnote dar.
Parcoursspringen
Im Vergleich zum Springsport sind die Hindernisse niedriger, schmaler und die Linien sind nicht so anspruchsvoll. So sind beispielsweise in der höchsten Klasse die Hindernisse nicht höher als 1,25m. Auch hier können die Vielseitigkeitsreiter noch Fehlerpunkte sammeln. Diese gibt es sowohl für Zeitüberschreitungen als auch für Hindernisfehler.
Geländeritt
Die letzte der drei Teildisziplinen ist der Geländeritt. Dabei gilt es, eine vorgegebene Strecke im Gelände mit dem Pferd zu überwinden. Neben langen Galoppstrecken gibt es zahlreiche Hindernisse zu überwinden. Anders als im Parcoursspringen bestehen Geländehindernisse nicht aus klassischen Hindernisständern und Stangen, sondern sind häufig natürlicher und optisch auffälliger gebaut. So findet man beim Geländeritt häufig Hecken, Holzkisten, Tische, Baumstämme, schmale Hindernisse, Tiefsprünge und weitere Hindernisse. Auch Wasserdurchritte mit Ein- und/oder Aussprüngen sind Teil der Strecke.

Bei dem Geländeritt bestehen die Hindernisse meist aus Holz.
Das Geländereiten wird ähnlich wie Zeitspringprüfungen bewertet. Der Reiter muss in der vorgegebenen Zeit bleiben, sonst erhält er Zeitstrafpunkte. Hindernisfehler werden ebenfalls mit Fehlerpunkten geahndet, die allerdings deutlich höher bewertet werden als im Parcoursspringen. Anders als im Parcoursspringen dürfen die Pferde im Gelände allerdings die meisten Hindernisse touchieren, ohne einen Fehler zu kassieren. Teilweise ist das sogar erwünscht, etwa bei Hecken. Hindernisfehler gibt es für das Vorbeilaufen oder Verweigern. Um die Gefahr der festen Geländehindernisse zu verringern, wurden einige besonders heikle Sprünge mit MIM-Systemen gebaut, die sich bei einer bestimmten Berührungsstärke lösen. Wenn das passiert, gibt es ebenfalls Hindernisfehler.
Die Gesamtwertung
Am Ende von allen Teildisziplinen werden die Fehlerpunkte addiert. Das Reiter-Pferd-Team mit den wenigsten Fehlerpunkten gewinnt die Prüfung. Während man im Gelände und im Springparcours bei gutem, schnellem Reiten mit null Fehlern nach Hause kommen kann, gilt es im Dressurreiten möglichst wenige Fehler zu machen, da Fehler nicht mehr verringert werden können.
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Wie viel kostet ein Vielseitigkeitspferd?
Der Preis eines Vielseitigkeitspferdes ist abhängig von Alter, Abstammung und bisheriger Leistung. Im ehorses Pferdemarkt liegt der Preis für ein Vielseitigkeitspferd im Durchschnitt zwischen 10.000€ und 25.000€.
Regeln der Vielseitigkeitsprüfung
Die Regeln im Vielseitigkeitsreiten sind relativ komplex, da es drei Teildisziplinen zu beachten gibt. In vielen Wettbewerben wurden sogenannte Verfassungsprüfungen eingeführt. Dabei werden die Pferde an der Hand im Schritt und Trab präsentiert, während erfahrene Tierärzte prüfen, ob das Pferd Verletzungen aufweist, lahmt oder andere Gründe gegen eine Fortsetzung des Wettkampfes sprechen. Direkt nach dem Geländeritt wird zudem häufig überprüft, ob die Pferde innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens ihren Ruhepuls wiedererlangen und ausreichend hydriert sind. Besteht ein Pferd die Verfassungsprüfung nicht, darf es den Wettkampf nicht fortsetzen.
Sollte den Richtern während eines Rittes auffallen, dass ein Pferd müde oder überfordert wirkt, können sie dem Reiter eine gelbe Fahne zeigen. Das ist mit einer Verwarnung oder einem Aufmerksammachen gleichzusetzen. Bevor es zu gefährlich wird, können die Richter mit dem Zeigen einer roten Fahne den Ritt vorzeitig beenden. Dies dient der Sicherheit von Pferd und Reiter, da die anspruchsvollen Geländesprünge nur von fitten Sportlern gefahrlos überwunden werden können. Wenn ein Pferd oder ein Reiter im Gelände stürzt, scheidet das Paar aus.

Sollte ein Teilnehmer mit oder ohne Pferd stürzen, wird das Paar von dem Wettbewerb ausgeschlossen.
Leider ist der Vielseitigkeitssport in der Vergangenheit ab und zu durch negative Schlagzeilen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. So gab es bereits tödliche Stürze von Reitern und Pferden, die viel Kritik an der Sportart ausgelöst haben. Um darauf zu reagieren und die Sicherheit von Reitern und Pferden zu garantieren, werden die Regeln immer wieder neu angepasst und erweitert. So ist es mittlerweile eine dringende Empfehlung für alle Reiter, eine Sicherheitsweste zu tragen. Oft nutzen die Reiter sogenannte Airbag-Westen, die sich im Falle eines Sturzes aufblasen und so den Reiter schützen. Auch die Verfassungsprüfungen wurden im Sinne der Sicherheit eingeführt.
Ein weiterer Meilenstein in Punkto Sicherheit sind die MIM-Klappsysteme, die an besonders heiklen Sprüngen angebracht werden. So werden die festen Geländehindernisse, die früher nie nachgegeben haben und so zu tragischen Stürzen führen konnten, entschärft. Zwar lösen die Systeme nicht so schnell aus wie Stangen im Parcoursspringen, aber sobald eine bestimmte Belastungsgrenze erreicht ist, klappen die Hindernisse weg und das Hängenbleiben des Pferdes wird verhindert.
Die Geschichte des Vielseitigkeitsreitens
Seine Ursprünge hat das Vielseitigkeitsreiten beim Militär. Im Englischen wird der Pferdesport deshalb immer noch häufig als Military (oder Eventing) bezeichnet. Früher benötigte man beim Militär besonders vielseitige, robuste Pferde. Damit die Pferde in den entscheidenden Situationen ihre Aufgabe gut erfüllen konnten, wurden sie vielseitig trainiert und vor allem im Gelände geschult.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine eigene Sportart, die im Jahr 1912 eine olympische Sportart wurde. Damals war die Sportart noch ausschließlich Mitgliedern des Militärs vorbehalten. Außerdem bestand das Vielseitigkeitsreiten Anfang des 20. Jahrhunderts aus Dressur, Springen, einem Hindernisrennen sowie einem Viertelmeile-Rennen.
Seit 1920 dürfen auch nicht-militärische Reiter den Sport ausüben. Die Teildisziplinen haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Vor allem die Sicherheit von Reiter und Pferd hatte viele Reformen und Regeländerungen zur Folge. Heutzutage gibt es drei Teildisziplinen: Dressur, Springen und Geländespringen.
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