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Headshaking beim Pferd – Das solltest Du tun

von Michelle Breitenfeld
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Headshaking beim Pferd, ein starkes Kopfschütteln, ist nur in wenigen Fällen eine eigenständige Erkrankung. Meistens tritt Headshaking beim Pferd als Symptom einer anderen Erkrankung auf. Das Reiter und Pferd störende Kopfschütteln kann in Ruhe, beim Longieren oder Reiten plötzlich auftreten. Besonders häufig ist Headshaking beim Pferd im Frühjahr zu sehen. Um die Ursache abzuklären, sollte der Headshaker gründlich von einem Tierarzt untersucht werden.

Headshaking: Krankheitssteckbrief

Was ist Headshaking beim Pferd?

Headshaking beim Pferd ist ein unkontrolliertes Kopfschütteln, das aus verschiedenen Ursachen auftreten kann. 

Die Formen von Headshaking beim Pferd

Abhängig davon, ob eine Ursache für das Problem ausfindig gemacht werden kann, unterscheidet man drei Formen von Headshaking beim Pferd:

1. Symptomatisches Headshaking

Das Kopfschütteln wird durch Probleme mit den Zähnen, ein Schädel-Hirntrauma, bakterielle oder virale Infektionen, Augenerkrankungen, Erkrankungen der Nase und des Atmungstraktes, Probleme mit der Rückenmuskulatur oder den Ohren ausgelöst. 

2. Idiopathisches Headshaking

Ein idiopathisches Kopfschütteln beim Pferd liegt vor, wenn die meisten Erkrankungen durch eine Untersuchung ausgeschlossen werden konnten. Wahrscheinlich wird das idiopathische Headshaking beim Pferd durch eine Entzündung des Gesichtsnerven (Trigeminusneuralgie) ausgelöst. Die neben dem Nervus trigeminus verlaufende Arterie beeinträchtigt die Nervenfunktion durch das Pulsieren des Blutstroms. Der Nerv sendet immer wieder Signale an das Schmerzzentrum im Gehirn. Das Pferd schüttelt den Kopf.

Das photosensitive Headshaking beim Pferd, dass bei einer über längere Zeit andauernden starken Sonnenbestrahlung auftritt, wird ebenfalls durch eine Trigeminusneuralgie verursacht.

3. Stereotypes Headshaking

Das stereotype Kopfschütteln wird durch schlechte Haltungsbedingungen, nicht passendes Zaumzeug oder Stress ausgelöst. Diese Verhaltensstörung tritt nur sehr selten auf und wurde in Studien eigentlich ausgeschlossen.

Von der Verhaltensstörung muss das Kopfschütteln als Kommunikationsmittel unterschieden werden. Das Schütteln des Kopfes kann oft beobachtet werden, wenn Pferde in einer Gruppe auf der Weide spielen. Tritt das Problem auch während des Reitens auf, handelt es sich nicht mehr um eine normale Kommunikation des Pferdes.

Pferd schüttelt seinen Kopf.

Das stereotype Kopfschütteln wird durch schlechte Haltungsbedingungen ausgelöst.

Woher kommt Headshaking beim Pferd?

Headshaking beim Pferd kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Diese müssen über eine Ausschlussdiagnose ermittelt werden. Selten ist Headshaking beim Pferd eine reine Verhaltensstörung.

Die typischen Symptome von Headshaking und Abgrenzung zu verhaltensbedingtem Kopfschütteln

Headshaking mit deutlich sichtbaren Symptomen tritt bei bis zu zwei Prozent der Pferde auf. Meistens erkranken die Pferde in einem Alter von sechs bis zehn Jahren.

Ein Headshaker zeigt typische Symptome, die leicht bis schwer ausgeprägt sein können. Das Pferd schüttelt seinen Kopf zur Seite oder nach oben und unten. Das mild ausgeprägte Kopfschütteln kann sich in bestimmten Situationen so stark verstärken, dass das Pferd nicht mehr geritten werden kann. 
Die Nüstern werden an den Vorderextremitäten gerieben. Einige Pferde haben das Vorderbein bis zur Nase an und reiben ihre Nüstern an dem Bein. Das Pferd schnaubt, niest und reibt die Nüstern an dem Boden oder der Stallwand. Aus den Nasenöffnungen rinnt klarer, weißer Ausfluss. Während die Gesichtsmuskeln zucken, schlabbert das Pferd mit seiner Oberlippe. An sonnigen Tagen verstecken sich die Headshaker im Schatten oder weigern sich, den Stall zu verlassen.

Wie äußert sich Headshaking beim Pferd?

Das Pferd schüttelt den Kopf und reibt die Nase am Boden und an der Wand. Klarer Nasenausfluss ist zu erkennen. Bei schweren Symptomen kann das Pferd seine Bewegungen nicht mehr kontrollieren. Es besteht die Gefahr von Verletzungen für Pferd und Reiter.

Grade des Headshakings beim Pferd

  • Grad 1: Ist gekennzeichnet durch einen milden Verlauf und selten erkennbare Symptome. Bei deutlicher Beobachtung ist zu erkennen, dass die Gesichtsmuskeln des Pferdes zucken. Das Reiten ist nicht beeinträchtigt.
  • Grad 2: Die Symptome treten häufiger auf. Während des Kopfschüttelns kann das Pferd nur mit Einschränkungen geritten werden.
  • Grad 3: Die Symptome sind deutlich und belasten das Pferd. Das Tier ist während des Reitens nur schwer zu kontrollieren.
  • Grad 4: Das Pferd kann nicht mehr zum Reiten eingesetzt werden.
  • Grad 5: Die Symptome sind so heftig, dass das Pferd durch das Kopfschütteln schwer beeinträchtigt ist. Es leidet unter Panikattacken, da durch die Gleichgewichtsstörungen ständig Sturzgefahr besteht. Das Tier ist für sich und den Reiter eine Gefahr, da es seine Bewegungen nicht mehr kontrollieren kann.

Wodurch werden die Symptome von Headshaking verschlimmert?

Die Symptome verstärken sich durch Stress, minderwertiges Futter, Schwermetalle im Wasser, Umweltgifte (Holzschutzmittel, die im Stall abgeleckt werden oder Abgase) und Elektrosmog.

Folgende Reize lösen Stress und eine Verschlechterung der Symptome aus:

  • Umwelt: Hitze, Kälte, laute Geräusche
  • Chemische Auslöser: Medikamente, Entwurmungen, Luftverschmutzung, Impfstoffe
  • Minderwertiges Futter und Mangel an Nährstoffen, Mykotoxine im Getreide und Heu
  • Körperlicher Stress: zu anstrengendes Training, Traumata durch Verletzungen
  • Psychischer Stress: Veränderungen in der Pferdegruppe, Umzug in einen anderen Stall, Angst, Überforderung von Jungpferden

Wann tritt Headshaking auf?

Headshaking tritt meistens zwischen dem sechsten und zehnten Lebensjahr auf. Symptome werden vermehrt im Frühjahr und an heißen und sonnigen Tagen beobachtet.

Welchen Einfluss hat das Wetter auf die Symptome von Headshaking beim Pferd

Dass Pferde generell sehr empfindlich auf das Wetter reagieren, treten die Symptome von Headshaking beim Pferd bei bestimmten Wetterlagen oder zu bestimmten Jahreszeiten häufiger auf. 

Folgende Ergebnisse wurden bei einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover ermittelt:

  • 59 bis 73 Prozent der Symptome traten vor allem im Frühjahr und Sommer auf
  • 52 bis 64 Prozent der Pferde zeigten Symptome an hellen und heißen Tagen
  • 35 Prozent der Headshaker mieden helle Orte
  • 52 bis 74 Prozent der Headshaker litten während der Nacht unter geringeren Symptomen
  • Bei 77 Prozent der betroffenen Pferde besserte sich die Erkrankung bei einem Aufenthalt im Stall
  • Regnerisches, kühleres Wetter verursachte eine Besserung bei 58 Prozent der Headshaker
  • Wind führte zu einer Besserung bei 22 Prozent der Pferde und zu einer Verschlechterung der Symptomatik bei 22 Prozent der Pferde.

Vor allem der letzte Punkt weist deutlich darauf hin, dass das Auftreten und die Stärke der Symptome individuell sehr unterschiedlich sind.

Pferd steht auf einer Wiese und schüttelt den Kopf.

Liegt ein verhaltensbedingtes Headshaking beim Pferd vor, kann dieses durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen stark verbessert werden.

Wie können Headshaking und verhaltensbedingtes Kopfschütteln unterschieden werden?

Headshaking beim Pferd ist nur in wenigen Fällen eine reine Verhaltensstörung. Liegt die Ursache nicht in einer Erkrankung, sondern an dem Reiter selbst, sollte überprüft werden, ob das Pferd das Kopfschütteln auch bei anderen Reitern und auf der Weide oder im Stall durchführt. Zeigt das Pferd die Symptome auch in Ruhe, muss von einer Grunderkrankung ausgegangen werden. Deshalb ist es wichtig, durch eine genaue Untersuchung in einer Pferdeklinik Erkrankungen auszuschließen.

Liegt ein verhaltensbedingtes Headshaking beim Pferd vor, kann dieses durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen stark verbessert oder sogar geheilt werden. Als Heilmittel werden eine artgerechte Pferdehaltung, Kontakt mit anderen Pferden, mehr Auslauf, eine bessere Ausstattung für das Reiten und ein sensibleres Eingehen auf die Bedürfnisse des Pferdes während des Reitens eingesetzt.

Die vielfältigen Ursachen von Headshaking

Bei den meisten Pferden wird die Erkrankung Headshaking durch eine andere Grunderkrankung verursacht. Die Symptome, die der Headshaker zeigt, sind nur Begleitsymptome der ursprünglichen Erkrankung.

Folgende Erkrankungen können Headshaking beim Pferd auslösen:

  • Verschlechterung des Sehsinns durch grauen Star, Entzündungen des Auges oder Verschluss des Tränen-Nasenkanals 
  • Trigeminusneuralgie: durch die Entzündung des Gesichtsnerven wird das echte Headshaking ausgelöst. Eine verstärkte Reizung der Nerven kann auch durch eine Infektion mit dem Herpes-Virus EHV-1 verursacht werden. Normale äußere Reize werden von dem Pferd stärker wahrgenommen als vor der Infektion.
  • Zahnerkrankungen
  • Erkrankungen des Kiefergelenks und des Zungenbeins
  • Arthrosen an den Wirbeln der Halswirbelsäule
  • Wucherungen in der Maulhöhle
  • Entzündungen des Gehörgangs durch Parasiten, Wucherungen oder einen Abszess
  • Entzündungen von Nase und Nebenhöhlen
  • Erkrankungen des Kehlkopfs und der Luftsäcke
  • Allergien
  • Eingeschränkte Atmung durch eine Lungenentzündung oder Herzerkrankungen

Natürlich kann Headshaking beim Pferd auch durch falsches Verhalten des Reiters und eine nicht gut passende Trense ausgelöst werden.

Diagnose von Headshaking

Damit die Diagnose Headshaking gestellt werden kann, muss in einer Pferdeklinik eine genaue Untersuchung des Pferdes durchgeführt werden. Die endgültige Diagnose kann nur durch den Ausschluss anderer Erkrankungen (Ausschlussdiagnose) gestellt werden.

Um die Grunderkrankung zu ermitteln, werden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Klinische Untersuchung
  • Neurologische Untersuchung
  • Blutuntersuchung
  • Röntgen
  • Ultraschall
  • Untersuchung der Augen
  • Bei Verdacht: Endoskopie der Atemwege und des äußeren Gehörgangs

Spezielle Untersuchungen

Besteht der Verdacht auf eine Trigeminusneuralgie, wird der Gesichtsnerv durch Injektionen mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Handelt es sich um einen echten Headshaker, treten die Symptome erst wieder auf, wenn die Betäubung des Nervs nachlässt. Da die Symptome bei einigen Pferden selten auftreten, ist diese Methode nicht zu 100 Prozent zuverlässig.

Bessere Möglichkeiten für eine Diagnose bietet die sensomotorische Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Für die Durchführung dieser Untersuchung ist eine Vollnarkose des Pferdes notwendig. Der Nervus trigeminus wird durch elektrische Impulse mit unterschiedlicher Stärke gereizt. Die Reaktionen des Nervs werden gemessen.

Pferd steht auf der Koppel.

Durch das Anlegen von Gesichtsmasken oder Nasennetzen die Stärke äußerer Reize zu verringern.

Die Behandlung von Headshaking beim Pferd – Ist Headshaking heilbar?

Handelt es sich um das selten auftretende verhaltensbedingte Headshaking beim Pferd, ist dieses durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen heilbar. Häufig gelingt es, durch das Anlegen von Gesichtsmasken oder Nasennetzen die Stärke äußerer Reize zu verringern. Dadurch können sich auch die Symptome des Headshakings beim Pferd deutlich verbessern.

Behandlung der Trigeminusneuralgie bei echten Headeshakern

Um die Nervenschmerzen zu verringern, erhält das Pferd eine Kombination aus Antiepileptika und Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern. Zusätzliche Injektionen mit Magnesiumsulfat können die Symptome bei Headshakern deutlich reduzieren. Das Magnesium unterdrückt die Reizweiterleitung über den Gesichtsnerv und verhindert so eine zu starke Weiterleitung von Schmerzreizen an das Gehirn. 

Eventuell muss ein chirurgischer Eingriff, bei dem einige Nervenfasern des Gesichtsnervs durchtrennt werden, durchgeführt werden.

Unterstützende Behandlungen

Wird das Headshaking beim Pferd durch eine Allergie verursacht, sollten die Allergene nach Möglichkeit vermieden werden. 

  • Bei der Fütterung von Heu sollte immer darauf geachtet werden, dass dieses keinen Schimmel und möglichst wenig Staub enthält.
  • Omega-3-Fettsäuren reduzieren das Risiko für Entzündungen auf Zellebene und stärken die Abwehrkräfte des Pferdes.
  • Massagen und osteopathische Behandlungen lindern Verspannungen des Halses und der Rückenmuskulatur. Zusätzliche Entspannung bringt die
  • Verwendung von ätherischem Lavendelöl bei den Massagen. 
  • Ohrakupunktur trägt zur Entspannung des Pferdes bei. 

Kann man Headshaking heilen?

Die Symptome von Headshaking beim Pferd können gelindert werden. Eine vollständige Heilung ist meistens nicht möglich. Nur bei einem verhaltensbedingten Headshaking bestehen bessere Chancen auf Heilung.

Checkliste für Pferdebesitzer

Der Pferdehalter kann die Untersuchungen des Tierarztes am besten dadurch unterstützen, dass er ein Symptom-Tagebuch führt. Dieses trägt zur Erhebung einer genauen Anamnese (Vorbericht) bei.

Folgende Punkte sollten aufgezeichnet werden:

  • Treten die Symptome während des Tages oder in der Nacht auf?
  • Kommt es im Sommer oder Winter zu einer Verschlechterung?
  • Treten die Symptome vor allem während des Reitens auf?
  • Verstärken sich die Kopfbewegungen des Pferdes während des Reitens?
  • Zeigt das Pferd Nasenausfluss und Fieber?
  • Verbessert ein Nasennetz die Symptomatik?
  • Sind vorherige Traumata bekannt?
  • Hat vor kurzem ein Umzug in einen anderen Stall stattgefunden, oder gab es Veränderungen in der Zusammensetzung der Pferdegruppe?

Was tun bei Headshaking beim Pferd?

Zuerst sollten die Haltungsbedingung und die Fütterung des Headshakers verbessert werden. Grunderkrankungen müssen durch die Untersuchung in einer Pferdeklinik abgeklärt werden.

Maßnahmen, die der Pferdebesitzer ergreifen kann

Damit das Kopfschütteln nicht auftritt, sollte das Pferd möglichst artgerecht gehalten werden. Hochwertiges Futter, das alle Nährstoffe enthält, stärkt das Immunsystem und die Vitalität des Pferdes. Besteht aufgrund des Alters oder einer Erkrankung ein höherer Nährstoffbedarf, können auch Futterergänzungsmittel eingesetzt werden. Vor dem Einsatz eines Futterergänzungsmittels sollte die Dosierung immer mit einem Tierarzt besprochen werden. Eine zu hohe Dosierung an Nährstoffen kann auch schädlich sein.

Damit das Pferd keinen Stress aufbaut, sollte es einfühlsam geritten werden. Gebiss und Trense müssen immer an das Maul des Pferdes angepasst sein. Eine Überforderung beim Training sollte vermieden werden.

Artgerechte Haltung

Damit das Pferd seine natürlichen Verhaltensweisen ausleben kann, sollte es immer gemeinsam mit anderen Artgenossen gehalten werden. Ideal ist ein Offenstall. Das Pferd kann jederzeit auf die Weide und seinem Bewegungsbedürfnis nachkommen. Wird das Tier in einem Stall gehalten, sollte für mehrere Stunden täglich ein Weideaufenthalt mit Grasen, Wälzen und Spielen mit Artgenossen.

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